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Sonntag, 30. April 2006

Otto ist der Beste

„Ach Emma, sei nicht so eitel. Das geht gut so, lass halt einen Knopf auf.“
„Eitel? Ich bin nicht eitel aber ich seh aus wie das Michelinmännchen. Wenn es heut nicht so kalt wäre könnte ich den dicken Pullover ausziehen aber mit Nichts drunter sitz ich in einer Stunde als Ötzi an der Kasse.“
Emma hatte ihren Kittel vergessen und musste den einer unterentwickelten Kollegin tragen. Es ist nämlich untersagt ohne sauberen, weißen, bis nach oben zugeknöpften Mantel zu arbeiten. Schließlich muss man für den Kunden eindeutig erkennbar sein. Dabei darf natürlich das Namensschild mit Firmenlogo nicht fehlen. Trotz aller Uniformierung kommt es nicht selten vor, dass sich Kunden Emma vorsichtig nähern:
„Entschuldigung, gehören sie hier her, sind sie vom Haus?“
Emma fragt sich oft, sie albern sie sich noch verkleiden müsste, um auch für den kurzsichtigsten Kunden eindeutig erkennbar zu sein.
„Nein, nein. Ich bin Doktor Oetker persönlich und habe hier heute eine Quarkstrudelsprechstunde.“
„Ehrlich?“
Nein, das war nur ein kleiner Scherz, das Logo für das Namensschild hat mir mein Neffe aus der Werbung ausgeschnitten und das weiße Mäntelchen trage ich, um völlig unbehelligt an der Kasse vorbei zum Ausgang zu gelangen.“
Nach einer kleinen Überlegungspause lachte die Kundin:
„Mein Gott, das war wirklich eine dämliche Frage. Sie machen schon was mit, mit ihrer Kundschaft.“
Emma winkte ab und hütete sich davor aus dem Nähkästchen zu plaudern auch wenn die Kundin plötzlich sehr interessiert schien.
„Falls sie noch irgendwelche Fragen zum Quarkstrudel haben, sie finden mich an der Kasse.“

Für Emma ist es das Schönste, auf Kunden mit Humor zu treffen und so manchen hat sie schon für sich und ein herzhaftes Lachen gewinnen können. Andere hingegen sind absolut resistent gegen Zwerchfellkitzler und betrachten das Einkaufen wohl als sehr ernste Angelegenheit bei der nicht gelacht werden darf. Jeder Handgriff scheint wohl überlegt und das geringste Abweichen vom Einkaufszettel wird zu einem schwerwiegenden Problem.
Die meisten sind aber geborene Praktiker und erledigen den Einkauf quasi nebenbei. In Gedanken sind sie bei der Arbeit oder schon zu Hause und wenn man was vergisst, wird halt improvisiert.

Emma zupfte ständig an den Ärmeln des viel zu kleinen Kittels in der Hoffnung, das Material wäre gnädig und würde sich mit der Zeit noch etwas dehnen. Die gestärkte Baumwolle war jedoch zu keinem Kompromiss bereit und schnürte Emmas Blutzufuhr empfindlich ab. Bei jedem Griff nach einem Artikel, der übers Band glitt, erwartete sie gespannt den erlösenden Ratsch zwischen den Schulterblättern.
Der kalte Wind spielte mit der Eingangstür und lockte Emmas Blick immer wieder an, um ihn freundlich zu begrüßen.
Eine junge Frau machte sich das selbsttätige Öffnen der Tür gerne zu nutzen und huschte, mit dem Handy am Ohr und einer Babytragebox in der Armbeuge, in den Laden. Emmas „Grüß Gott“ plumpste zum hundertsten Mal an diesem Tag in den Schirmständer neben der Tür. Sie war sich sicher, dass kein Schirmständer der Welt so viel Ansprache hatte wie dieser verbeulte Blech-Otto, der bei schönem Wetter auf dem Kopf stand, damit er nicht als Abfalleimer missbraucht wird. Doch neben benutzten Papiertaschentüchern und anderen Ekligkeiten, fing Otto Blech so manches „Auf Wiedersehen“ auf, dass Emma vergeblich einem Kunden schenken wollte. Seine Beulen gaben ihm Persönlichkeit und Emma war irgendwie davon überzeugt, dass er sie versteht. Er hatte was von Wilson und Emma fühlte sich so manches Mal wie Tom Hanks in „Verschollen“.
Die Junge Mutter stellte die eiförmige Hosenscheißergondel neben Otto ab:
„Jürgen, das ist mir egal, du musst selbst schauen wie du zu Recht kommst, ich kann das nicht auch noch erledigen, ich hab wirklich genug um die Ohren.“
Sie eilte hektisch durch die Regale und klemmte sich verschiedene Artikel unter die Arme während sie laut telefonierte. Es war offenbar ein Gespräch mit einem Kollegen, der partout nicht kapierte, dass die frisch gebackene Mutter weder Zeit noch Energie übrig hatte, um sich ums Geschäft zu kümmern.
Der kleine Zwerg betrachtete geduldig Ottos Beulen und schmatzte laut an seinem Schnuller, der sicher ein Drittel des kleinen Gesichtchens verdeckte. Der Wind schob immer wieder die Tür auf und Otto war sichtlich bemüht dem kleinen Schutz zu bieten.
Emma schaute besorgt auf das Kleine und war froh als die Mutter an der Kasse aufkreuzte:
„Jürgen ich bin in einer halben Stunde da, solange musst du den Kunden noch aufhalten.“
Babygläschen purzelten aufs Band vor Emma, die jetzt besonders schnell tippte, um nicht nur Jürgen einen Gefallen zu tun.
„Das macht acht Euro fünfundzwanzig“ sagte Emma leise um das wichtige Telefonat nicht zu stören.
Die junge Frau gab ihr einen Zehner und deutete mit der Hand, dass sie den Rest behalten soll. Sie nickte Emma noch freundlich zu und griff die Tüte, die Emma schon gepackt hatte und war mit dem nächsten Windstoß draußen.
Otto und der Kleine schauten verdutzt zu Emma, die hinter der Kasse aufsprang und die Erlösung zwischen den Schulterblättern ignorierte als sie der Frau hinterher lief.
„Hallo! Ihr K….“
„Können sie behalten, der Rest ist für sie.“
„…..Kind“ murmelte Emma ins Leere, während die Kundin vom Parkplatz fuhr.
Der Rest ist für sie? Was sollte Emma mit einem Kind anfangen?
„Oh, verdammt das Kind“, schoss es ihr in den Kopf und sie eilte zurück in den Laden. Keuchend bedanke sich Emma bei Otto fürs Aufpassen und nahm den Kleinen Menschen hoch und stellte das Plastikei auf dem Band ab.
Keinen einzigen Mucks hatte das Kleine von sich gegeben und mit großen Augen starrte es nun Emma an.
„Kindchen, du bist viel zu brav. Weißt du wenn man immer laut schreit und quäkt, kann einen die Mami gar nicht vergessen.“
Das hätte Emma nicht sagen sollen. Jetzt fing der Zwerg nämlich jämmerlich zu Schreien an. Verzweifelt blickte Emma zu Otto, als könne er das Kind beruhigen. Schließlich kannten sich die Beiden länger.
Während Emma das kleine Menschlein durch leises Dutzi-Dutzi und Schaukeln beruhigen konnte, beobachtete Otto den Parkplatz.
Mit quietschenden Reifen eilte Jürgens Kollegin zurück.
„Oh mein Gott, ich hab es erst an der Kreuzung da vorne gemerkt.“
„Ich hab ihnen doch noch nach gerufen.“
„Und ich glaubte sie meinten das Geld, oh je, sie denken jetzt sicher ich wäre eine schreckliche Rabenmutter.“
„Es ist ja noch mal gut gegangen, dem Kleinen ist nichts passiert. Otto hat gut aufgepasst.“
„Otto?“
„Ja Otto. Otto Blech. Gelernter Kinderpfleger. Er arbeitet seit Jahren bei uns, als Schirmständer.“
Da klingelte das Handy der Kundin.
„Gehen sie ruhig ran, das ist sicher Jürgen, aber nehmen sie ihr Kind mit. Otto und ich haben nie ein Kind gewollt.“
Emma hielt Jürgens Kollegin die Tür auf und beobachtete wie sie diesmal mit Kind das Auto vom Parkplatz lenkte.
„Ach Otto, auf dich ist halt Verlass.“
Emma tätschelte ihn und fischte ihm liebevoll eine Bananenschale aus dem Schlund als sie sich über ihre plötzliche Bewegungsfreiheit wunderte.
Die Naht, des viel zu engen Kittels der Kollegin, war geplatzt.
„Weißt du Otto, irgendwie ist es nicht fair, dass du keinen Kittel tragen musst. Aber ein Namensschild, mein Lieber, das bekommst du von mir.“

Mittwoch, 26. April 2006

Nachtschattengewächse

In regelmäßigen Abständen bekommt Emma einen neuen Schliff verpasst. Dann wird ihr mal wieder der Kopf in die richtige Richtung gedreht und sechs lange Stunden eingetrichtert, worum es in diesem Spiel eigentlich geht: U m s a t z !
Um eine bestimmte Tomatensorte zu verkaufen braucht es kein großartiges Talent. Solange der Paradeiser rot und wohlgeformt in der Auslage liegt, verkauft sich das Teil von alleine. Hier ist eher Emmas Mutterinstinkt gefragt, der das edle Nachtschattengewächs vor Quetschattacken und Pulorgien beschützt.
Völlig anders ist das mit der Kosmetik. Hier schlummert einer der umsatzstärksten Marktsegmente in edlen Tiegeln und Tuben im Regal.
Damit dieses Regal-Dornröschen aus seinem Schlaf erwacht, gibt es regelmäßig eins auf die Zwergenmütze und Emma wird zum viertausendsten Mal daran erinnert, dass eine in Falten gelegte Frau jenseits der vierzig, eine Dame mit anspruchsvoller Haut ist.
Es gibt gar keine Falten, nein, es gibt höchstens niedliche Mimikfältchen aus den Tagen in denen noch heftig gelacht wurde.
Genauso wenig gibt es die legendäre „Reife Haut“. Ein absolutes Unwort, das mit Rollenspielen bis zum Erbrechen abgestraft wird.
Die nach tausend Blüten duftende Referendarin ist durch ebenso viele Solariumsstunden gezeichnet und war im frühren Leben Kosmetikerin. Von der Weite betrachtet, könnte man die Frau um ihr Aussehen wirklich beneiden. Mit der ersten Tube Nachtcreme, die sie persönlich durch den Saal reicht, erkennt man jedoch deutlich, dass die Dame mit der anspruchsvollen Haut eine Liebhaberin von Komödien sein muss und ihr Gatte den Guinnessrekord im Witzeerzählen innehält.
Emma ist immer wieder fasziniert, wie deutlich man eine zwanzigprozentige Reduzierung einer Hautvertiefung, die durch Mister Bean verursacht wurde, unter dem Elektronenmikroskop erkennen kann. Der Beamer zeigt im Sekundentakt revolutionäre Bilder von Hautrötungen, Cuperosebäckchen und Ilse Werner Schluchten. Letzteres sind die klitzekleinen Vertiefungen am Lippenrand, die von all zu vielem Pfeifen kommen.
Emma ist begeistert von den Vorher-Nachher – Aufnahmen, die nur durch Kleinigkeiten den Gedanken an ein Bildbearbeitungsprogramm aufkommen lassen.
Mittlerweile hat Emma richtige Speckpratzen und langsam gibt es nette kleine Würstchen zwischen den Händen, wenn sie das nächste Tübchen zur Probe quetscht, um Konsistenz und Duft zu überprüfen.
Den zweiten Teil dieser Produktschulung verbringt Emma dann damit, die Würstchen auf dem karierten Block aufzureihen und den verschiedenen Hautbildern zu zuordnen. Vergeblich wartet sie auf die wahren, revolutionären Neuigkeiten im Kampf gegen das Altern. Wobei man ja das Wort „Altern“ ja auch nicht mehr sagen darf, selbst Anti-Aging ist passe. Heute spricht man von Pro-Aging oder Wellness-Kur zur Erhaltung der dermatologischen Elastizität.
Doch auch junge Haut braucht Pflege und hat ihre Probleme. Allerdings darf man nie von einer Problemhaut sprechen.
Steht eine jugendliche Kundin mit einem unübersehbaren Pickel am Kinn vor einem, konzentriert man den Blick auf ihre Nasenspitze. So verhindert man Gefahr zu laufen, auf das jeden Moment auszubrechen drohende Vulkanekzem, zu starren.
Geschickt erklärt man dann ganz nebenbei, dass diese Emulsion auch bei eventuellen, umweltbedingten Hautirritationen, hilft. Schließlich hat kein Mensch unreine Haut und Pickel bekommt man im Baumarkt.
Bei jeder Beratung ist es das Schwierigste, dem Kunden klar zu machen, wie wichtig die Reinigung der Haut ist. Verkaufszahlen zeigen eindeutig, dass weitaus mehr Sälbchen und Cremes verkauft werden als Reinigungsprodukte. Immer noch hält sich die Meinung, es genüge das Gesicht mit normaler Seife oder gar nur mit Wasser zu reinigen.
Selbst ein gewöhnlicher Seidenschlüpfer bekommt ein geeignetes Waschmittel, jeder PKW-Besitzer achtet darauf in welcher Waschanlage sein Wagen schonend gereinigt wird. Doch für sein Gesicht tut es dann Kernseife.
Emma weiß, dass man Kosmetik nur gut verkaufen kann, wenn man selbst ein strahlendes Hautbild vorweisen kann. Bei ihrem Monatslohn reicht es allerdings auch oft nur für das hübsche Tiegelchen vom Discounter, welches ihre Mimikvertiefungen zwar auffüllt, aber keine lang anhaltende Wirkung zeigt. Dafür sieht es im Badezimmer richtig gut aus.
Während sie ihre Würstchen auf dem karierten Papier sortiert und die dritte Runde Schiffeversenken gegen sich selbst verloren hat, sehnt sie das Ende der Veranstaltung herbei, um das obligatorische Dankeschön entgegenzunehmen.
Die Referendarin ermahnt noch einmal, welch Wundermittel ihre Firma geschaffen hat und bedankt sich mit einer kleinen, edlen Papiertüte für die Aufmerksamkeit.
Emma ist natürlich neugierig.
„Hoffentlich etwas passendes für meinen Hauttyp, Nachtcreme könnte ich brauchen“, denkt sie noch, während sie schon in der Tüte wühlt.

„Ich dachte ich tu ihnen mal was richtig Gutes meine Damen. Und da wir alle Füße haben, hab ich ihnen die neue Fußcreme mit Latschenkiefer eingepackt. Genießen sie dieses wundervolle Produkt“.

Also wird Emma auch in Zukunft ihre Ilse Werner Schluchten stolz durch den Laden tragen und darauf achten, dass keiner den Paradeisern zu Leibe rückt.

Montag, 24. April 2006

Von Körbchengrößen und alten Schachteln

Zeige mir was du einkaufst und ich sage dir was du isst.
Dies wäre mit Sicherheit keine große Kunst und scheidet als unterhaltsames Orakel logischer Weise völlig aus.
Zeige mir wie du einkaufst und ich sage dir wer du bist – ist dagegen eine nähere Beobachtung durchaus wert.
Wenn die Frau von Welt tatsächlich die Besorgungen selbst machen muss, weil die Perle des Hauses gerade auf Malloze residiert, wird sie sich selbstsicher den Einkaufswagen aus der Reihe lösen, der ihrer Meinung nach am besten aussieht.
Meist war die Dame vorher schon genüsslich shoppen und deponiert erstmal sorgsam ihre Schätze im Wagen. Die edelste aller Tüten ist meist aus Papier und mit schlichtem Design aber großen Buchstaben versehen. Ihre Abmessungen sind außer der Norm, schließlich will man sich von der Masse abheben und eine edle Kordel dient als schmucker Tragegriff.
Einfach eine ideale Möglichkeit, sein Supermarktgefährt als A-Klasse zu kennzeichnen.
Sollten sie sich also jemals gefragt haben, wozu der große Plastikhaken am vorderen Ende des Gitterwagens ist, haben sie jetzt die Antwort:
Hier, und nur hier wird die edelste aller Tüten platziert. Natürlich ist dabei darauf zu achten, dass die Aufschrift, weder verdeckt noch durch einen Knick verunstaltet, gut leserlich ist.
Das der Inhalt lediglich aus leer genuckelten Milchflaschen besteht, spielt hierbei keine Rolle und kann, wenn nötig, durch das Abdecken mit einer blütenweißen Stofftasche, vorteilhaft kaschiert werden.
Achtet man während des ganzen Einkaufes darauf, dass der Wagen immer gut platziert steht, sind einem die bewundernden Blicke des Pöbels sicher.
Anders ist das natürlich bei den Herren:
Um sich als attraktiver, paarungswilliger Zeitgenosse zu präsentieren, verzichten Männer grundsätzlich darauf einen Einkaufswagen zu nehmen. Das gekonnte Schieben eines solchen Gefährtes könnte ungewollt darauf hinweisen, dass es sich hier um einen Mann handelt, der diese Routine beim Fortbewegen eines Kinderwagens, erwarb.
Das Benutzen eines Einkaufskorbes scheidet in den meisten Fällen von vorne herein aus, um nicht in den Verdacht zu geraten, er hätte eine homosexuelle Neigung.
Die Ausnahme sind Männer, deren Mütter darauf geachtet haben, dass der Junge ein Geschick entwickelt, um mehrere Teile sicher an die Kasse zu bringen. Diese Spezies wird jedoch stets darauf achten, den Bügel des Körbchens niemals in der Armbeuge einzuhängen. Im Kampf zwischen Muttis Worte und des maskulinen Instinktes, wird er den Korb immer am äußeren Rand halten, als handle es sich um einen Kasten Bier.
Zudem wird er es vermeiden das lächerliche Körbchen länger zu tragen als nötig. Er deponiert es geschickt im jeweiligen Sonderangebots-Aufbau, am Anfang eines Ganges, um es dort nach und nach zu füllen und an einer anderen zentralen Stelle zu platzieren.
Die wirklich harten Typen allerdings, nutzen die Tatsache, dass sie über klodeckelgroße Hände verfügen und demonstrieren beeindruckend, wie man mehrere Kilo Lebensmittel auf dem Handteller balanciert. Das ungeschickte Ablegen an der Kasse wird mit lautem Husten und Hosenhochziehen, geschickt vertuscht.
Am beliebtesten ist jedoch die Paketdienstnummer bei Männern.
Gleich am ersten Regal wird mit einer lässigen Handbewegung uninteressante Ware aus einem Karton geschleudert. Sehr begehrt sind Holzkisten aus der Gemüseabteilung, da somit das Material auf die handwerklichen Fähigkeiten nach dem Einkauf, unaufdringlich unterstrichen werden. Sicherlich hat sich schon manche Frau dabei ertappt, wie sie beim Anblick eines solchen Mannes, an die von Schweiß glänzenden Muskelpakete beim Bau eines Vogelhauses, dachte.
Grundsätzlich gilt, dass die Größe des Kartons bzw. der Holzkiste, um ein Vielfaches größer sein muss, als das tatsächliche Warenvolumen.
Männer, die sich nur die abgeschnittenen Pappen von Getränkepaletten nehmen, sind meist Langzeitstudenten, die mindestens einen Workshop im Jonglieren besucht haben.
Herren die Stoffbeutel benutzen, sind Emma bis heute ein Rätsel. Meist versteckt sich der gebügelte, nach Weichspüler duftende Helfer, sorgsam zusammengefaltet in der Jackentasche und erblickt das Licht der Welt erst an der Kasse.
Ob es sich hier um Gerichtsvollzieher oder Finanzbeamte handelt, die ihre Identität bis zum Schluss verschleiern, entzieht sich Emmas Kenntnis noch. Allerdings steht die Tatsache, dass diese Herren meist einen Seitenscheitel tragen, in engem Zusammenhang mit ihrer Transportwahl. Auch der Hinweis, dass die Geldbörsen dieser Männer, grundsätzlich schwarz sind und das Maß einer Scheckkarte kaum überschreiten, lässt vermuten, dass es sich hier um eine ganz eigene Zunft handeln muss.
Doch bis zu ihrer Rente wird Emma wohl auch dieses Geheimnis gelüftet haben.

Allergische Reaktionen

„Emma so geht das nicht.“
„Aber Herr Brettschneider, sie hätten die Dinger mal sehen und vor allem mal riechen sollen.“
„Jetzt haben sie sich nicht mal so Emma. Es geht nicht darum ob ein Umtausch gerechtfertigt ist oder nicht, die Kundin hat ihre Gründe und ist über ihr Verhalten empört. Also werden sie die Ware umtauschen.“
„Ich weiß nicht worüber die Frau sich aufregt, ich hab ihr lediglich gesagt, dass es eine Zumutung ist die Dinger hier auf dem Ladentisch zu haben und ich den wohl desinfizieren muss. Und das muss ich Herr Brettschneider, sie können sich nicht vorstellen….“
„Emma, die Kundin hat sich telefonisch hier über sie beschwert und ich habe ihr die Rücknahmen der Ware zugesichert.“
„Außerdem war sie unverschämt und nicht ich. Sie hat hier lauthals behauptet wir würden die Leute betrügen.“
„ Und was war das mit Gene Kelly? Emma ich schätze sie und glaube ihnen, dass die Situation mehr als unangenehm ist, aber es bringt nichts hier stur zu bleiben. Nehmen sie die Aktion der Kundin nicht persönlich und tauschen sie um. Sie wird wohl gleich bei ihnen sein. Dann erwarte ich ihre Professionalität. Sie tauschen die Ware um und geben der Kundin einen Gutschein als Entschädigung mit.“
„Aber Herr Bretts…“
Und vergessen sie nicht, sich zu entschuldigen!“
„Gut, wenn sie meinen. Auf Wiederhören.“

Emma schmetterte den Hörer auf die Gabel, dass der gleich wieder herunter hüpfte, um jämmerlich gequält zu tuten. Sie kochte vor Wut und bei dem Gedanken, dass diese unverschämte Person heute noch mal im Laden erscheinen wird, trieb ihr die Zornesröte ins Gesicht. Die Geschäftsleitung fiel ihr wieder einmal in den Rücken und Emma musste die zu erwartende Triumphmine der Ekeltante, professionell an ihrem Gesäß vorbei jonglieren.
Die Umtauschrate steigt immer gegen Monatsende an. Da wird das Geld knapp und die Leute verwechseln Einzelhandelsgeschäfte mit der Pfandleihe. Nach Weihnachten werden grundsätzlich unbeliebte Geschenke in Bares umgesetzt und wenn es draußen wärmer wird braucht so mancher das dicke Paar Wollsocken nicht mehr.
Wollsocken! Ja sie lesen richtig. Dabei handelte es sich dieses Mal aber nicht um einen ungetragenen farblichen Fehlgriff, der einem erst drei Monate später bewusst wird, nein, sondern um einem intensiven Alltagstest unterzogenenem Paar Alpaka – Strümpfe.
Gut, vielleicht bemerkt man ja erst nach Wochen, dass man das Material nicht verträgt oder die dicken flauschigen Teile nicht in einen Pumps passen, doch dann erscheint es doch als völlig normal, dass man solche Teile unverzüglich in den Laden zurückträgt.
Anders jedoch diese Kundin:
Schnaubend betrat sie Emmas Fundgrube, um sich vor ihr als verdeckte Ermittlerin der Woll-Qualitäten-Mafia, zu outen. Es bahnte sich regelrecht ein Wirtschaftsskandal an, dem das Aufdecken krimineller Labelfälschung folgte.
„Diese Socken bestehen aus allem nur nicht aus Alpakawolle!“
Eröffnete die Strumpfträgerin das Spektakel, indem sie eine völlig zerknautschte Tüte auf den Tresen schleuderte.
Diese bedrohlich wirkende Art der Körpersprache, ließ Emma sofort einen Schritt zurück weichen.
„Was bringt sie denn zu dieser Überzeugung?“ erkundigte sich Emma vorsichtig, weil sie nicht wusste, ob sich in der anderen Hand der Kundin, eventuell eine Keule befindet.
„Ganz einfach: Weil ich Alpaka sehr gut vertrage und dieses anscheinend minderwertige Material überhaupt nicht.“
Sie griff beherzt in die schmuddelige Tüte und gab den Blick auf ein grauenvolles Unheil frei.
Nun werden sie vermuten, dass die Kundin ein Paar bunt gekringelter Fußsäckchen auf den Ladentisch legte, aber nein:
Sie stellte.
Ja, sie stellte einen genau definierbaren Linken und einen deutlich ausgeprägten Rechten auf die Theke.
Emma hatte mal ein Seminar für Fußpflege besucht und konnte sofort erkennen, dass die Kundin links durch einen Spreiz-Knick-Fuß und rechts durch einen Senkfuß, gepeinigt war.
Die Exemplare des Grauens standen leicht x-beinig vor Emma, wobei die Zehenpartie leicht nach oben deutete.
Es blieb nun Emmas Phantasie überlassen, wie lange es wohl dauern mag, um aus feinster Wolle solch perfekte orthopädische Exponate, zu schaffen.
„Wie gesagt, vertrage ich Alpakawolle ausgezeichnet, aber von diesem Material bekomme ich eine Allergie. Meine Füße jucken schrecklich und sind wirklich schlimm gerötet. Ich bin mir absolut sicher, dass hier nicht nur drin ist, was auf dem Etikett steht, sondern dass es sich um ein Mischgewebe handeln muss. Das ist Betrug! Sie gaukeln hier den Kunden Sachen vor, die so nicht sind. Was glauben sie was das für einen Allergiker bedeutet, wenn er eh schon nicht alles tragen kann? Ich möchte sofort mein Geld zurück!“
Emma hatte schon viel gesehen: bis zum Stummel abgebrannte Kerzen, von denen der Kunde behauptete, sie brennen nicht, Teekannen mit intensivem Kalkrand und den schönsten Ornamenten aus Rotbuschtee, die garantiert noch nie benutzt wurden und dreiviertel leer gefutterte Bananenchipstüten, die total widerlich und ranzig schmeckten.
Doch dieser Anblick war Emma nun wirklich zuviel.
„Die Socken sind aber schon getragen, die kann ich ihnen nicht umtauschen“, erwiderte Emma, ohne den Blick von den vor ihr stehenden Allergieauslösern zu nehmen.
„Natürlich sind die getragen, sonst wüsste ich ja nicht, dass hier was reingemischt wurde.“
„Ich meine, die sind schon länger getragen“, entgegnete Emma und ließ das Paar nicht aus den Augen, weil sie vermutete, die Dinger könnten jeden Moment davon laufen.
„Sicher! So etwas merkt man nicht nach zwei-drei Tagen, ist doch logisch.“
„Entschuldigung, aber ich bin mir sicher, dass es nicht am Material liegt. Das ist... das war sicherlich hundert Prozent Alpaka.“
„Das ist unverschämt. Sie zweifeln daran, dass ich die Wahrheit sage? Sie beschuldigen mich auch noch eine Schlampe zu sein?“
„Nein, nein.“ Emma wurden die zwei fast zum Leben erweckten Strümpfe auf der Theke zunehmend unheimlicher, da mittlerweile ein dezenter Duft aufstieg. „Wenn die Teile schon zu Atmen beginnen, ist ihr erster Schritt nicht weit“, dachte Emma und appellierte:
„Bitte nehmen sie die Socken hier weg, bevor die hier „I´m singing in the rain“ steppen!
Ich kann die Ware in diesem Zustand nicht umtauschen, das müssen sie doch verstehen.“
„Das ist eine bodenlose Unverschämtheit. Ich werde mich über sie beschweren.“
Die Plattfüßlerin verstaute, die zu Hüttenschuhen mutierten, Teile vorsichtig im Plastiksack, weil sie wohl selbst befürchtete, dass sie einfach in der Mitte zerbrechen könnten und verließ schimpfend den Laden.
Etwa zwanzig Minuten später folgte dann Brettschneiders Anruf aus der Zentrale.
Nach der unnötigen Debatte dauerte es nicht lange, bis die Kundin wieder den Laden betrat.
„Hat sie ihr Chef schon informiert?“ Schnippte sie.
Emma nickte nur und gab der Zweibeinerin das Geld und den Gutschein. Die von Brettschneider geforderte Entschuldigung, blieb allerdings in Emmas Kehle verschlossen.
Als die Frau in die Schrumpeltüte fassen wollte, wehrte Emma sofort ab:
„Bitte nicht rausnehmen. Das ist schon gut so. Wenn sie die Tüte vielleicht gleich hier rein tun möchten?“
Emma hielt der Kundin einen leeren Pappkarton hin, auf dem mit rotem Textmarker stand:
Retoure.
Zu Händen Herrn Brettschneider.
Gruß Gene Kelly.

Donnerstag, 20. April 2006

Kasperl muss einkaufen

Eine Ehefrau jenseits der vierzig mit Verdauungsproblemen ist wohl das schlimmste was einen braven Mann heimsuchen kann. Zu dieser unumstößlichen Meinung kam Emma als ein etwas zu kurz geratener Mann mit schütterem Haar in den Laden eilte. Er hielt einen Zettel in der Hand und machte irgendwie den Eindruck, als wäre er an einer Schnitzeljagd beteiligt.

Einen Mann mittleren Alters, der mit handschriftlicher Notiz verloren hin und her hetzt, würde Emma auf der Straße fragen, ob er sich verlaufen hat und sie ihm behilflich sein kann, sein Ziel zu erreichen.
Spielt sich jedoch eine solche Szenerie in Emmas Laden ab, würde sie am liebsten Mittagspause machen oder eine Ohnmacht simulieren.

An diesem Tag, war sie schon in der Pause und ihr körperliches Wohlbefinden, aufgrund der hinter ihr liegenden „7-Tage-Körner-Kur“, hatte sie auch schon vor allen Kolleginnen gelobt. Also blieb ihr nichts anderes übrig als sich der schwierigen Lage zu stellen.
Als hilfsbereite Schülerlotsin getarnt, bot sie dem Herren ihre Hilfe an, in der Hoffnung, er suche nur den Ausgang.
„Ich suche das hier“, hielt er Emma den Zettel hin.

Es ist im Übrigen sehr auffallend dass Leute, die für jemanden etwas besorgen müssen, grundsätzlich zum Analphabeten werden. Oft drücken sie Emma nur ein Stück Papier in die Hand, welches zwischen vielen anderen Kritzeleien versteckt, das Gewünschte wie ein Geheimnis hütet.

Emma konnte das Rätsel auf der Karte des Landentdeckers schnell lösen.
„V l o r a d i g s A n t i s c h o g e “ stand in der Normschrift der Bauzeichnerzunft da.
„Ah Floradix Artischocke, suchen sie.“
„Ja, wenn´s da so steht“ knurrte Kolumbus.
„Das haben wir drüben in der Reformhausabteilung, kommen sie bitte mit.“
Er folgte Emma widerwillig und hatte etwas Mühe, mit seinen kurzen Beinen zu folgen.
„So, da haben wir Floradix Saft und hier haben wir denselben Wirkstoff als Dragee.“
Der kleine Kolumbus starrte Emma hilflos an.
„Möchten sie die Dragees oder lieber den Saft?“ erkundigte sie sich, um den Herrn aus der Ohnmacht zu befreien, die diese unglaubliche Auswahl herbeiführte.
„Was weiß ich? Das eben was da drauf steht.“ Murrte er und deutete mit dem Kopf auf den Zettel in Emmas Hand.
„Ja, da steht eben nur Floradix Artischocke, nichts weiter.
„Was möchten sie den lieber? Was ist ihnen angenehmer um es einzunehmen? Saft oder eher ein kleines Dragee?“
„Das ist mir doch egal.“
„Gut, dann empfehle ich ihnen die Dragees, die sind auch praktischer für Unterwegs.“
Sein Gesicht verdunkelte sich zunehmend und es schien ihm alles schon viel zu lange zu gehen. Nervös tappte die Schuhgröße 37 hin und her und fixierte mit finsterer Mine den Ausgang.
Fluchtverhalten, dachte Emma. Jetzt muss alles schnell gehen sonst droht die Hyperventilierung.
„Die kleine Packung oder den Vorteilspack mit hundert Stück?“
„Verdammt noch mal, wenn ich das alles wüsste, würde ich nicht hier stehen und müsste sie darum bitten. Meine Frau kauft das sonst immer. Woher soll ich das den wissen?“
Da war dem Herrn der Kragen eher geplatzt als es Emma vermutete.
„Tut mir leid, aber ich kenne ihre Frau nicht und weiß genauso wenig wie sie, was sie sonst immer nimmt.“ Versuchte Emma den Kunden, der eindeutig von seiner Frau gepiesackt wurde weil ihr ein Pups quer lag, zu besänftigen, um endlich zum Ende zu kommen.
Sie hätte es jetzt auf die Spitze treiben und die Sprache wieder auf den Saft bringen können, weil seine Frau möglicherweise immer die liquide Variante nimmt, aber weil Emma weiß, dass Männer niemals so eine gravierende Sache alleine entscheiden und lieber noch mal nachhause fahren um die Gattin zu fragen, gab Emma ihm eine kleine Packung Dragees.
„Jetzt nehmen sie einfach mal die hier mit, und wenn es das Falsche ist, tausche ich ihnen das gerne um.“
Wie in den meisten solcher Fälle, in denen es um gekörnte Brühe oder um geschroteten Pfeffer ging, kam ein paar Tage später Frau Gattin persönlich.

„Ach Frau Emma, kann ich das umtauschen. Mein Mann hat das hier mitgebracht obwohl ich ihm extra noch gesagt habe, er solle den Saft bringen.“
„Aber sicher. Ja, auf dem Zettel stand nur der Name und er wusste nicht was sie sonst immer nehmen.“
„Ach der! Wie groß muss denn die Flasche noch sein, die immer in der Küche steht, ich hab doch noch nie die Dragees genommen, das weiß der doch ganz genau. Der wollte mich nur ärgern. Dem hat es doch schon nicht gepasst, dass ich ihn geschickt habe.“

Männer haben einfach schrecklichen Respekt vor ihren Frauen und so manch einer verließ den Laden ohne eine Entscheidung zu treffen, nur um nicht mit der falschen Zahnpasta heim zukommen oder eigenverantwortlich die große Tüte Haferflocken zu nehmen.
Was geht in diesen Ehen vor sich? Werden Männer so sehr unterdrückt, dass sie sich nur mit Notizzetteln, die alle Angaben über Form und Größe einer Packung Trockenfrüchte enthalten, selbstsicher in einem Geschäft bewegen können?
Emma wird ihre Idee, zur Gründung einer Selbsthilfegruppe für unterdrückte Männerkundschaft, auf jeden Fall im Auge behalten. Ein wichtiger Schritt für gepeinigte Männer, die aus Frustration zu Narren mutieren.

Themen und Hilfestellungen gibt es genug:

Workshop – wie werde ich ein selbständiger männlicher Kunde

Wie reagiere ich, wenn ich wieder einmal das falsche Gurkenglas erwische?

Wo bekomme ich Hilfe, wenn ich nicht weiß wie groß Salatkartoffeln sein müssen?

Wie helfe ich mir selbst, wenn mir nicht mehr einfällt welche Haarfarbe meine Frau hat?

Wann sollte ich den Laden verlassen und im Auto eine Runde heulen, wenn ich nicht mehr weiß ob der Käse gerieben oder am Stück sein soll?

Wie bringe ich meine Frau dazu, mir genügend Geld mitzugeben, um auch das Alternativprodukt zu kaufen?


Anmeldungen können von ihrer Gattin an der Kasse gemacht werden.

Un Hamse

„Ham ´se Schnellhefter, so welche aus Kunststoff ?“
„Tut mir leid, so was haben wir nicht.“
„Un´ so aus Pappe? So in blau am Besten.?“
„Nein leider, wir führen keine Schreibwaren.“
„Un` in grün oder besser grau?“
„Wenn sie die Straße hoch gehen bis zur Post, da ist ein Schreibwarenladen.“
„Sie wissen aber schon was ich meine?“
„Ja, ich versteh schon aber wir haben nur Lebensmittel, Reformwaren und Kosmetik.“
„So Mappen, wo man Bewerbungen rein tun kann ?“
„Die kenn ich schon, aber wir führen keine Schreibwaren.“
„Das ist schlecht, ich brauch die dringend.“
„Wie gesagt, da oben beim Holzwurm. Der hat das bestimmt.“
„Hmmm… ham´se wenigstens Filzstifte?“
„Schwarze?“
„Ja in schwarz, genau.“
„Nein die ham`wir auch nicht.“
„ Un` in gr…“
„Nein auch nicht in grün, blau oder rot, weder mit feiner Mine, noch wasserfest und Kugelschreiber haben wir übrigens auch nicht.“
„Ach du liebe Zeit, was sind sie aber unhöflich. War doch nur ne Frage…tz.“


„Un? Hamse ´ne Antwort bekommen oder nich?“

Dienstag, 18. April 2006

Heinz

Wenn Heinz den Laden betrat legte sich für die anwesenden Kunden regelmäßig eine dunkle Wolke aus Schnaps und Tabak, auf den spiegelnden Boden der Drogerie, in der Emma arbeitete.
Für sie jedoch, ging die Sonne auf.
Heinz schritt schlendernd durch den Laden und Emma war sich immer sicher, dass er bemerkte, wie alle bei seinem Anblick die Luft anhielten. Er war sicher zwanzig Jahre jünger als er aussah und er war zwanzigmal höflicher als alle Kunden, die Emma jemals hatte. Sein fettiges dünnes Haar klebte an seinem hageren Kopf, wenn er die Strickmütze abnahm. Das tat er immer, weil es für ihn eine Notwendigkeit war und seinen Respekt demonstrierte. Die schwarze Mütze mit Mottenlöchern stopfte er dann in den alten ranzigen Parka und griff den wöchentlichen Grund seines Besuches aus der Innentasche.
Der Drogerie waren eine Abteilung mit Zeitschriften und eine Lottoannahmestelle angeschlossen, und Heinz versuchte regelmäßig sein Glück. Nicht nur damit er sich endlich die lückenhafte Knabberleiste reparieren lassen könnte oder sich mal ein ordentliches Paar Schuhe leisten würde, wünschte Emma keinem mehr einen dicken Lottogewinn, als dem Heinz.
Seine Stimme knarrte wie eine rostige Gießkanne und er sprach stets laut und mit der galanten Art eines Gentlemans.
„Einen wunderschönen guten Tag, schöne Frau.“
Spätestens jetzt wurde jeder auf Heinz aufmerksam und alle schauten erwartungsvoll zu Emma. Sie wusste was sie dachten und als Heinz das erst mal so vor ihr stand erging es ihr ähnlich. Erst als ein vermuteter lauter Rülpser oder eine Jägermeister - Fontaine ausblieb, ließ die Anspannung langsam nach. Das von jedem erwartete Lallen oder zweideutige Stammeln blieb ebenfalls aus und so beschränkten sich die Blicke auf sein Äußeres.
Heinz war immer frisch rasiert und gekämmt. Seine furchige Lederhaut war von Wind und Wetter gegerbt und hätte auch nach einer Behandlung mit einer Wurzelbürste, nicht den Eindruck vermittelt, er wäre ein gepflegter Mann. Sein Kopf erschien viel zu klein und die wenigen dunklen Haare, die sorgfältig zur Seite gescheitelt waren, sahen aus, als hätte man ihm mit brauner Schuhcreme eine Frisur an den Kopf gepinselt.
Heinz hatte Ordnung in seinen Unterlagen, er spielte immer drei verschiedene Scheine und ließ die, der Vorwoche kontrollieren. Seine großen knochigen Hände sortierten schnell und geschickt seine Lottoscheine und legten Emma stets auf den Cent genau, das Geld hin. Scheine in eine Richtung mit dem Gesicht nach vorne und Münzen sauber nebeneinander.
„Das gehört sich so, wenn man ein ordentlicher Mensch ist.“ Krächzte er, wenn Emma betonte wie gut es mit ihm zu arbeiten ist.
„Ach Frau Emma, wenn ich gewinne, dann bekommen sie einen großen Teil davon ab. Ich möchte, dass sie in den Urlaub fahren, nein, eine Weltreise, jawohl ein Reise um die ganze Welt schenk ich ihnen.“
„Ach Heinz, sie wissen dann bestimmt besseres mit dem Geld anzufangen als mich um den Globus zu schicken.“
„Ich? Ach was, ich habe doch alles was ich brauche und solange ich gesund bin und hier und da mal einen Garten richten kann, bin ich zufrieden.“
„Oh, sie sind Landschaftsgärtner?“
„Ja, nein, also ich mach halt was so anfällt, Bäume schneiden und Beete umgraben, Pflanzen setzen. Letzte Woche hab ich für den Dengelmann eine Hecke gesetzt. Die Leute haben doch alle keine Zeit für diese Arbeit und ich verdien mir so ein paar Euro. Wunderschöne Gärten haben die Leute, prächtige Häuser aber ihnen fehlt die Muse, Frau Emma, die Muse sich darum zu kümmern. Ich mach das gerne und Regen oder Kälte stören mich nicht.“
„Das hört sich prima an Heinz, eine schöne Arbeit ist das.“
„Das ist es Emma, und das Beste ist: ich hab meine Ruhe dabei.“
„Schön, kann ich sonst noch was für sie tun?“
„Gnädige Frau, eine Frage hätte ich: letzte Woche hat es hier so wundervoll geduftet, sagen sie mir was das war, ich musste immer daran denken und hab mich geärgert, dass ich nicht gleich gefragt habe.“
Emma überlegte und erinnerte sich an ein Körbchen, dass sie mit der edelsten Seife bestückte und das am Kassentisch stand.
„Sie meinen sicher die Seife, Heinz.“
Sie ging um das Körbchen zu holen:
„Das ist original Bronnley Seife, die beliefern sogar das britische Königshaus.“
„Jaaaa, das ist der Duft. Da nehme ich doch gleich zwei Stück mit.“
Ein wenig stutzte Emma, denn die meisten Kunden schreckten bei den zwölf Euro für ein Stück Seife zurück.
„Soll ich ihnen das hübsch als Geschenk verpacken?“
„Nicht nötig Frau Emma, machen sie sich keine Mühe, ich hab sie schon viel zu lange aufgehalten. Ich schieb die hier in die Jackentasche.“
Heinz bezahlte und ließ die zwei edlen Seifenstücke in die Parkatasche gleiten, nachdem er seine löchrige Strickmütze rausangelte und auf den Kopf stülpte, ohne vorher zu vergessen, den Scheitel noch mit der flachen Hand zu fixieren.
„Emma ich danke und wünsche ihnen ein wundervolles Wochenende. Es hat mich sehr gefreut, sie bei bester Gesundheit zu sehen. Bis nächsten Freitag, schöne Frau.“
Heinz ging aus dem Laden und wieder wusste Emma, dass er die Blicke der Menschen registrierte, doch vornehm und galant wie er nur konnte, ignorierte er selbst das reflexartige Zurückweichen einer Kundin, als er an ihr vorbei ging.
Heinz sah so aus, aber nie vernahm Emma nur den kleinsten Hauch von Schweiß oder Nikotin. Er roch nach frischer Luft und ab und zu nach einem Bierchen.
Von diesem Tag an aber, war Heinz nicht nur der freundlichste und liebenswürdigste Kunde in Emmas Drogerie, sondern der bestduftendste Mann weit und breit. Anscheinend wusch sich Heinz von Kopf bis Fuß mit dem edelsten Seifenstück, das Emma je verkauft hat.
Es war kein Geschenk, nein, er benutzte das traumhaft nach Passionsblumen duftende Waschstück, für sich selbst und wenn Emma mal im Lager war und Heinz verpasste, konnte sie an diesem Duft erkennen, dass er hier war.
Die Passionsblumen sah man Heinz nicht an, doch dieses Odure, auch wenn es sehr feminin war, passte zu keinem so gut wie zu ihm.
Es kam nicht nur einmal vor, dass ein Kunde, der eben noch Luft anhaltend in der Reihe stand, tief einatmete, um dann genießerisch zu bemerken:
„Hier riecht es aber gut, total angenehm nach Blüten oder so.“
„Ja, richtig, Passionsblumen, sehr edel und elegant.“

Eben wie Heinz.

Fliegenpilze

Emmas Grundregeln lauten: „Nichts persönlich nehmen“ und „nicht provozieren lassen“.
Schwierig wird es für sie jedoch, wenn es um Stammkunden geht, die grundsätzlich den Brechreiz im Schlepptau haben.
Nein, das darf man nicht sagen, das darf Emma eigentlich nicht einmal denken, und doch sind sie da: diese Aversionen gegen bestimmte Damen und Herren.
Ist erst einmal ein Kotzgrundstein gelegt, wird es zunehmend schwieriger sich aus der Situation zu retten und auf die goldenen Regeln zu vertrauen.
Doch wie entstehen diese allergischen Reaktionen?
Es gibt sie einfach, die Individuen, die Emma einen Schauer über den Rücken jagen, wenn sie an der Kasse mindestens zehnmal, ihren Riechkolben mit lautstarker Aufzugstechnik belüften oder einem mit jeder Geste zu verstehen geben, was dies für ein Sauladen ist.
Sie beben förmlich vor Entrüstung, dass die ersten Idioten ihren stinkenden Grill anwerfen und junge Mädchen alle an Nierenversagen sterben oder auf dem Strich landen werden, wenn sie so kurze Hemdchen tragen.
Emma hat gelernt auf den Kunden einzugehen, ihm zuzuhören und bedingungslos seine Meinung zu teilen, oder einfach durch Nicken zu bestätigen. Manchmal nimmt sich Emma jedoch heraus, schweigend mit den Schultern zu zucken.
Dieser wortlose Widerspruch, gegen die Parole: Alle Ausländer sind faul und stinken, löste bei Frau Wagenmüller eines Tages den Krieg gegen Emma aus. Wie gerne hätte Emma damals etwas gesagt, aber weil sie wusste wie die Wagenmüller austicken kann, hatte sie sich fest auf die Zunge gebissen und versucht, diese Anmerkung zu ignorieren.
Die Wagenmüller ist eine Frau Mitte Fünfzig und ihre schmalen Lippen sind ständig damit beschäftigt, sich als waagerechter, blutleerer Strich, im Gesicht zu verstecken. Die kleinen Augen flüchten ständig und beobachteten alles aus dem Hinterhalt. Sie beherrscht die Kunst, wie ein Pilz aus dem Boden zu schießen, um gleich wieder in ihrer Deckung zu verschwinden. Egal was die Wagenmüller sagt, es ist reines Gift.
Selbst ein freundliches:
„Guten Tag Frau Wagenmüller“ ist für sie die Aufforderung ihren Stachel in Position zu bringen:
„ Guten Tag“ äfft sie dann häufig nach. „Was soll an einem Tag schon gut sein, wenn man nachts kein Auge zumacht, nur weil es Mütter gibt, die nicht in der Lage sind ihren Balg still zu kriegen. Gestern haben die Gören im Treppenhaus sogar Ball gespielt. Aber das juckt keinen. Asoziales Pack, elendiges.“
So war es auch an diesem Tag am besten für Emma, sich unsichtbar zu machen und nur noch im absoluten Notfall, etwas zu sagen.
„Die Weintrauben sehen aber auch nicht gerade gut aus, da hat ja schon jeder drin rumgematscht, haben sie noch andere?“
„Nein leider nicht.“
Emma zupfte ein paar kleine fleckige Tauben ab und legte die nächste Lage des Kartons, für Frau Wagenmüller, frei. Die hob jede Staude hoch, um sie verächtich zurück fallen zu lassen und nahm dann doch von den ersten, die einfach reifer waren.
„Woher kommt der Salat?“
„Frankreich“
Der knackige Salatkopf landete unsanft wieder in der Kiste.
„Den ess ich nicht. Den Franzosen trau ich nicht. Haben sie keinen Deutschen?“
„Nein, im Moment nur den hier.“
Grundsätzlich ist für sie alles einfach nur Dreck, zu teuer, vergiftet und zum kotzen. Das ist wahrscheinlich auch der Grund, warum sie seit Zehn Jahren dreimal die Woche kommt. Emma war erst ein halbes Jahr hier, und nahm die Giftschleuder einfach hin. Schließlich lauerte die Wagenmüller vom ersten Tag an darauf, der Neuen, die wahrscheinlich eh nichts taugt, anständig das Kotzen beizubringen.
Endlich schien der Feldzug ein Ende zu nehmen und Emma kassierte.
„Möchten sie noch die neue Monatszeitschrift des Hauses mitnehmen?“
Die giftigen Schweinsäuglein wurden erst so groß, wie sie Emma noch nie gesehen hatte, um sich dann zu zwei gehässigen Schlitzen zusammen zu pressen.
Auf dem Titelblatt lachte ein bekannter, fast kahlköpfiger Fernsehkoch mit dunkler Nickelbrille.
„Was? Mit dem da?“
„Es sind sehr leckere Rezepte und prima Tipps drin.“
„Ich kann dem seine Fresse nicht leiden, der redet auch nur dummes Zeug daher. Und außerdem ist der schwul! Pfui Teufel!“
Emma war mittlerweile schlecht vor Wut und die Tatsache, dass sie jetzt nicht aufspringen konnte, um der alten Schrapnelle einfach eine auf ihre dämliche Zwölf zu geben, trug nicht zu einer Besserung ihres Zustandes bei.
„Das macht dann sechzehn Euro und neunundachtzig Cent“ würgte Emma hervor.
Die Wagenmüller zückte ihr Portemonnaie, nahm einen Zehner und einer Fünfer raus und befahl:
„Den Rest suchen sie sich hier zusammen, ich kann das rote Gelumpe nicht mehr sehen, macht einem nur den Geldbeutel kaputt, das scheiß Kleingeld, dieser Drecks-Euro.“
Sie klappte ihre ranzige Börse auf und legte sie vor Emma hin. Etwas verdutzt von dieser Aufforderung, zögerte Emma in das Portemonnaie zu fassen.
„Hier, das wird wohl reichen“ schnaubte die Alte und schüttete den ganzen Inhalt aus.
Emma kam nach der ganzen Sortiererei nur auf einen Betrag von sechzehn Euro und zweiundsechzig Cent.
„Es reicht nicht ganz Frau Wagenmüller, es fehlen noch siebenundzwanzig Cent.“
Langsam kochte das Ekel vor Wut und ihr Mondgesicht färbte sich giftig rot, die Strichlippen zitterten und glänzten vom Hassspeien, als sie einen Zwanziger aufs Band knallte.
Emma biss die Zähne zusammen und gab ihr das Rausgeld.
Die Xanthippe machte jedoch keine Anstalten zu gehen und Emma spürte die gewaltige Ansammlung des Zorns, während sie schon begann die nächste Kundin zu kassieren.
„Würden sie mir endlich eine Tüte geben „ bellte es.
Emma griff nach unten um eine Plastiktüte zu nehmen und beschloss, dass es nun Zeit für die Rache der kleinen Frau ist.
„Das macht dann noch mal zehn Cent.“
Nun war die Wagenmüller endgültig am Ende. Schweißnasse Haarsträhnen hingen ihr ins puterrote Gesicht. Sie zerrte erneut das Portemonnaie aus der Manteltasche und kramte diesmal selbst nach den zehn Cent, weil Emma schon mit dem nächsten Kassiervorgang beschäftigt war.
Lauter „rotes Gelumpe“ purzelte übers Band und Emma sah beim Aufsammeln kleine feuchte Sprenkel auf dem schwarzen Gummi. Die Wagenmüller schäumte vor Wut:
„Diese zehn Cent machen sie auch nicht reicher.“
„Nein, mich sowieso nicht. Aber eine Tüte kostet eben und ich muss…“
„Sie müssen, sie müssen. Seit Jahren kauf ich hier ein, bin eine gute Kundin und für eine Tüte musste ich noch nie etwas bezahlen. Das ist eine bodenlose Sauerei. Ich werde in Zukunft wo anders hingehen. Soll der Laden hier doch verrecken, wenn ihnen die Kunden davon laufen!“
Sie explodierte wie ein giftiger Pilz aus dem Laden.
Seither kommt sie seltener doch es ist nur eine Frage der Zeit, wann es eine erneute Schlacht gibt und Emma von ganz oben eine Abmahnung erhält.
Denn eine echte Wagenmüller bekommt was sie will.

Montag, 17. April 2006

Am Anfang war das Feuer

Es ist wie damals: man verlässt seine Höhle um Nahrung zu besorgen.
Immer noch gibt es die Jäger und die Sammler, die Fallensteller und die Abstauber. Nichts befriedigt den Urmenschen in uns so sehr, als mit reicher Beute zum gefräßigen Clan zurückzukehren.
Leider wird die erfolgreiche Nahrungsbeschaffung zum Erhalt der eigenen Art, nicht mehr so stark gewürdigt als zu der Zeit, als Neanderle noch wild mit der Keule umher schlug und sein Weib geschwind die Beeren vom Strauch zuppelte.
Doch in Situationen, in denen der lebenserhaltende Nachschub knapp wird, bricht in den meisten Menschen noch heute der animalische Trieb aus. Da zückt Walburga schon mal die Vogelgrippekeule wenn jemand versucht das letzte Hühnerbein aus der Kühlung zu nehmen.
„Ach, Sie nehmen H U H N?“
„Ja, tut mir leid, ist das letzte!“
„Ich esse das eh nicht, ist mir viel zu gefährlich, sie wissen doch Hühnerpest und so!“
Dieser vernichtende Schlag gegen das Verantwortungsbewusstsein einer guten Ehefrau und Mutter, lässt das nackte Bein wieder zurück gleiten.
Walburga tigert lauernd eine Ehrenrunde, um sich dann dem Wohl der Allgemeinheit zu opfern. Das Pestbein verschwindet unbemerkt unter Bio-Gemüse und wird mit Waidmannsstolz zur Kasse gegondelt.
Gerne werden auch die Überreste frischer Pflanzennahrung vernichtet, um die rivalisierenden Mitstreiter zu schwächen. Dazu werden rasch alle noch brauchbaren Tomaten vom Strauch gezupft und mit dem Fingernagel markiert. Darauf folgt dann das Ausbluten der Frucht, was für den Nächsten Sammler bedeutet: hier ist nichts mehr zu holen.
Immer beliebter wird die Erlegung der Beute im Voraus. Emma hat täglich mehrere Vorbestellungen für Brot, Backmischungen, Nudeln und jegliches andere Zeug. Nicht das in Emmas Prärie ständig der Notstand ausbricht, nein, es ist die geheime Angst leer auszugehen. Dieses Reservieren kommt einer Gebietsmarkierung gleich und gibt dem Kunden einfach ein Gefühl der Sicherheit. Schließlich hängen Menschleben davon ab.
Da ist es auch vollkommen nebensächlich, ob die gehüteten und vor Rivalen in Sicherheit gebrachten Waren, dann auch abgeholt werden. Nein, darum geht es nicht, dieses Verhaltensmuster dient lediglich zur Befriedigung des Hamstertriebes. Die Bevorratung wird aus der heimischen Höhle bis in die Wildnis ausgedehnt. Nur so kann Neanderle sich und seinen Clan durch einen langen Winter und einen trockenen Sommer bringen.
So räumt Emma täglich alles wieder zurück um es am folgenden Tag wieder in Verwahrung zu nehmen.
Fangfrische Ware wird jedoch unverkäuflich, denn hat der Jäger einmal die Witterung des Interesses eines Rivalen aufgenommen, wird er instinktiv dankend ablehnen.
Ein weiterer Grund für eine Reserve ist allerdings auch die Rangordnung.
Der Hirsch am Platz wird erst vom Rudel akzeptiert, wenn er laut röhrend seine Bestellung anfordert. Die unwissenden Kälbchen werden ihn bewundernd beobachten, wie er seine Beute, völlig ohne Anstrengung und Gewalt, davon trägt und ihn bald nachahmen.
So entsteht immer mehr der Eindruck, dass die Ressourcen des Jagdreviers schwinden und die Jagdtrieb wird neu entfacht.
So bleibt das natürlich Verhalten des Menschen erhalten und Emma fühlt sich ein bisschen wie eine Wildhüterin, die dafür sorgt, dass immer genügend Anreiz zum Jagen und Erlegen geboten ist.
So mag es der gemeine Kunde nicht, wenn in Schütten die Ware ordentlich geschlichtet ist.
In jeder Verkaufsschulung lernte Emma erneut, wie wichtig es ist, das „Finden-Erlebnis“ für Sammler künstlich zu schaffen. Auch Aktionsaufbauten, müssen grundsätzlich so strukturiert sein, dass die Anordnung rein zufällig wirkt. Eine Pyramide Raviolidosen sollte immer leicht und ganz natürlich in die Umgebung eingepasst werden. Nur so ist gewährleistet, dass der Kunde unbemerkt eine Dose entnehmen kann, ohne durch eine Lücke auf sich aufmerksam zu machen. Wäre dies der Fall, käme es zu einem unkontrollierten Kaufzwang der Rivalen, die instinktiv immer denselben Artikel möchten, wie ihr Kontrahent.
Am besten unterstützt man die Erhaltung des Urmenschen, indem man gut getarnt, also mitten im Weg, eine Palette neuer Ware stehen lässt. Emma löst dann nur an einer Ecke die Folie und schlitzt einige Kartons auf. Damit sich die Pheromone des Neuen gleichmäßig verteilen, wedelt sie unauffällig mit dem Lieferschein und entfernt sich dann vom Lockvogel.
Nur kurze Zeit später vernimmt sie dann das Brüllen der Stärksten und Kräftigsten:
„Frrrrrrrrrrrrrrrrrrrräulein? Was kosten denn die hier? Sind die Neu? „
Dieses Beute verheißende Lautgeben, lockt nun in atemberaubender Geschwindigkeit, die ganze Meute an, die nach dem ersten Biss in die Kehle kein Halten mehr kennt. Hemmungslos geben sie sich dem Trieb hin.
Manchmal wendet Emma auch die Grzimek-Taktik an, indem sie beim Einräumen laut ruft:
„Frau Fudderneit ! Soll ich die n e u e W a r e h i e r einräumen?“
Im Handumdrehen ist Emma dann von mindestens dreißig Prozent Einräumarbeit befreit und kann sich wieder auf ihren Hochsitz zurückziehen.

Samstag, 15. April 2006

Ganz in Weiß

Nichts ist reiner und unschuldiger, als Emmas strahlend weißer Kittel an einem Montagmorgen. Frisch gestärkt und so unglaublich faltenlos, wie es sich eine Frau nur wünschen kann. Ja, es ist ein besonderer Moment, wenn Emma sich morgens, kurz bevor die Pforten des Grauen sich öffnen, in ihr weißes Tuch wirft, um mit ihrem besten Kollegen, den eine polierte Glatze und funkelndes Silber im Ohr schmückt, um die Wette zu strahlen.
Dann ist nämlich jeder Groll und die Schmach der letzten Woche in den Tiefen des Vergessens versunken, und sie schreitet leichtfüßig dem Elend des Tages entgegen. Üblicherweise zeigt sich dieses, sichtlich durch achtundvierzig Stunden Pause gestärkt, schon in der ersten Stunde der jungfräulichen Arbeitswoche.
Wussten Sie eigentlich, dass der Genuss von Rote Beete Saft zu schlimmen Muskelschwund führt? Und Karottensaft das Kurzzeitgedächtnis negativ beeinflusst?
Anders ist es nicht zu erklären, warum es Menschen nach einer Roten-Rüben-Orgie nicht mehr gelingt, den Deckel wieder fest auf den Flaschenhals zu schrauben oder schon beim Verzehr geringer Mengen milchsauer vergorenem Möhrenelexier, total vergessen, dass es einmal einen Verschluss für die Karaffe gab.
Vielleicht wären diese Leiden durch mehrstündiges Ausharren an der Leergutrücknahme zu heilen. Aber diese Therapieform wird von keiner Kasse bezahlt und so wird es weiterhin hunderte von Kunden geben, die unter dieser degenerativen Krankheit leiden.
Schon der erste Stoffbeutel, der laut klappernd herübergereicht wird, ist mit seinem auffallenden ACE-Design eine Gefahr für Emmas weiße Unschuld. Dieser, einst chamois gefärbte Beutel, zeigt die deutlichen Spuren von vitaminreichen und Stoffwechsel aktivierenden Getränken und versprüht den Duft einer überreifen Obstplantage. Der Kunde wird sich hüten die Flaschen selbst aus der Tasche zu nehmen und reicht das Elend mit vornehmer Geste an Emma weiter.
Weißt Emmas Unterarm kurz danach das erste tiefrote Rinnsal auf, zeigt sich die geübte Kundin bestürzt und erkundigt sich besorgt danach, ob Emma denn verletzt sei.
Beruhigt, dass es sich nur um hundertdreißig Milliliter Rübenblut handelt, das mittlerweile im gestärkten Ärmelstoff versickert, wird der Blick dezent über die Schulter geworfen, um zu erkunden ob sie jemand als schlechte Hausfrau und Mutter entlarven könnte.
Ist der Rücken frei von unliebsamen Anstandsspionen, zeichnet sich eine elegante, von der Situation brüskierte Mine auf dem Kundengesicht ab, die sagen möchte:
„Wenn man auch so ungeschickt ist…“
Es gibt Tage, an denen Emma nach zwei Stunden, wie ein wandelnder Baumwollbeutel daher kommt und sich merklich unwohl fühlt, weil sie weiß, dass den meisten das Kunstverständnis für Batikarbeiten am lebenden Objekt fehlt, ob nun biologisch dynamisch oder konventionell, spielt dabei keine Rolle.
Bodypaintig ist voll angesagt aber Kittelart ist und bleibt Trash.
Viel praktischer wären wohl Overalls mit floralem Citrusdruck, kombiniert mit kniehohen Gummistiefeln aus Naturkautschuk. Zur perfekten Hygienesicherung könnte man lässig ein neongelbes Zitronennetz auf dem Kopf tragen, dann käme das Tatoo auf der Stirn: „ich bin ungeschickt“ auch gleich viel besser zur Geltung.

Ein Hauch von Casablanca

Er betrat den Laden, und Emma war in Sekundenschnelle gefangen, dieser Gang, dieser Duft und diese sportliche Eleganz, mit der er den Wagen aus der Reihe löste. Eine göttliche Mischung aus Brad Pitt und George Clooney, hatte den Weg zu Emma gefunden und sie spürte sofort, dass dies kein Zufall sein sollte. Jetzt kam also der Moment, den die Tarotkarten prophezeiten, als sie sich bei der Schulze – Delitzsch wieder mal über ihre Zukunft informierte.
Das Erscheinen dieses Mannes, würde für Emma nicht ohne Folgen bleiben. Und sie sollte Recht behalten.
Der feinen Note aus Amber und Moos, konnte Emma nicht widerstehen und begann wie eine Stalkerin, George Pitt unauffällig zu folgen. Jetzt war sie froh über ihre Position, die es ihr erlaubte, in jedem Gang aufzutauchen, ohne verdächtigt zu werden, sie würde jemanden verfolgen. Sie rückte Nudelpackete zurecht, schob Preisschilder planlos von links nach rechts und hatte immer die beste Aussicht. Er hatte sie schon lange bemerkt und lächelte ihr verwegen zu. Er packte gekonnt die feinsten Zutaten in seinen Wagen. Alles nur vom Feinsten und perfekt auf einander abgestimmt.
Beim besten Basmatireis stand Emma Rücken an Rücken mit ihm. Er wählte den Reis und sie sortierte Trockenpflaumen im Regal hinter ihm.
„Ich weiß, es mag dreist erscheinen, aber ich möchte heute Abend für sie kochen.“
Diese Stimme. Emma schnappte nach Luft und brachte keinen Ton heraus und blieb, ungläubig dieser Offerte, wie angewurzelt stehen.
Fast lautlos bewegte er sich und ging weiter. Emma hätte sich ohrfeigen können, dass sie nicht schnell genug reagierte, und so stand sie völlig verdutzt in Amber und Moos gehüllt da, während ihr die Freude rote Wangen malte.
Am Weinregal fand sie ihn dann wieder. Er sah sie von der Weite schon herannahen, grinste schelmisch und zwinkerte ihr zu, um dann seine Aufmerksamkeit den edlen Flaschen vor sich zu schenken. Emma faste ihren ganzen Mut und ging, anders als es Verkäuferinnen tun, auf ihn zu.
„Hmmm, wäre Ihnen ein trockener Weißwein denn recht?“ Er griff nach der teuersten Flasche im Regal und begutachtete das Etikett mit dem Blick eines Kenners.
„Eine gute Wahl“ säuselte Emma. „Aber dieser hier würde noch besser zu diesem Ragout Fin passen, dessen exquisite Zutaten hier im Wagen auf ihre gekonnte Zubereitung warten.“

Emma griff mit einer beinahe lasziven Bewegung nach einem der schlanken Flaschenhälse und offerierte Brad Clooney das Exemplar. Dabei verstand sie es gekonnt ihre Fingerspitzen zu verbergen, damit ihm die Spuren des Rotkohlschälens verborgen blieben.
Er drehte sich zu Emma hin und hob den Blick vom Etikett, um ihr nun ins Antlitz zu schauen.
Emma stockte der Atem. Ihr gesamter Blutvorrat drohte sich jetzt in ihren Beinen zu sammeln und sie starrte nur noch auf diese eine Stelle an seinen wohlgeformten Ohren, währen ihre Schuhe zu platzen drohten.
Ein kleiner schwarzer Knubbel steckte in seinem Ohr.
„Nein, vergessen sie den Weißwein. Die freundliche Dame hier hat mir eben einen genialen Tipp gegeben. Lassen sie sich überraschen. Also bis heute Abend, ich freu mich.“
Seine Hand glitt in die Innentasche seines Mantels, wo er sein Handy ausknipste.
„Ich danke ihnen, sie sind außerordentlich aufmerksam und haben einen sehr guten Geschmack.“

Damals brauchte Emma einige Tage um ihr Selbstbewusstsein wieder auf ein vernünftiges Level zu bringen und vermeidet noch heute jeden Film in dem Brad oder George zugegen sind.
Ja, moderne Kommunikation ist eben eine prima Sache und es gibt keinen besseren Einkaufsberater als das Handy.
Wirft Emma den Blick in die Zukunft, sieht sie sich mit einem Headset auf dem Kopf, bequem in einem Sessel lehnend. Vom „Point of Information“ aus, dirigiert sie ihre Kunden durch den Laden und gibt Auskunft über die Bissfestigkeit von Weizengrießnudeln. Alternativangebote werden flott per MMS weitergeleitet und jeder erhält Emmas Kurzwahlnummer am Eingang.
„Bitte drücken sie die Fünf, um ihre Beschwerde bei der Filialleitung einzureichen.“
„Bitte wählen sie die Drei, wenn sie mehr über das Allergierisiko von EU-Bananen erfahren möchten.“
„Wenn sie mit ihrem Einkauf zufrieden sind, erwartet sie Emma an der Kasse, dazu geben sie „Cash“ in ihren Navigator ein. Sie werden dann auf dem kürzesten Weg sicher dort angelangen.“
„Drücken sie bitte „Raute 0“ um eine stabile Einkauftasche aus Recyclingpapier zu ordern bzw. „Raute 01“, wenn sie eine Plastiktüte wünschen.“

Leider verlassen sich heute schon viele Kunden auf ihren geliebten Hosentaschenfunk. Seit der Clooney-Affäre ist Emma jedoch sensibilisiert und erkennt sofort, dass es sich nicht um eine hässliche Narbe im Gesicht des Kunden handelt, sondern um das zierliche Käbelchen, welches von der linken Jackentasche zum rechten Ohr verlegt ist.
Das beruhigt Emma dann ungemein, und sie tappt nicht völlig ahnungslos in peinliche Situationen:
„Sag mal Schatz, welche Linsen soll ich denn nehmen?“
„Gut Pummelchen, dann die Böhnchen, du weiß schon wegen den Tönchen.“
Emma hat mittlerweile auch die Gestensprache gelernt. Damit fordert Emma wild fuchtelnd den zu zahlenden Betrag eines telefonierenden Kunden ein, weißt ihn auf Sonderangebote hin und fragt nach, ob es sonst noch was sein darf. Es mag für Außenstehende befremdlich erscheinen, wenn sie Hieroglyphen in die Luft malt, lautlos die Lippen bewegt als wäre sie eine Kassequalle und zum Abschied so fest mit dem Kopf nickt, dass man die Wirbel knacken hört. Aber sicher ist sicher und manchmal schadet es so Ganz und Gar nicht, auf ein herkömmliches Kundengespräch zu verzichten.

Montag, 10. April 2006

Das letzte Stündlein

Schon immer war Emma klar, dass sie sich irgendwann in dieser Situation wieder finden wird. Sie las so oft darüber, hörte davon in den Nachrichten oder verfolgte solche Fälle besorgt im Fernsehen.
Man gibt sich ja dem Irrglauben hin, dass so etwas immer nur den Anderen passiert. So lange ist alles weit weg und plötzlich wenn es in der näheren Umgebung geschieht, weiß man, es könnte einen auch selbst treffen. So regiert eben Habgier und Rache die Welt und letztendlich versteht man erst, was das bedeutet, wenn einem selbst der Boden unter den Füßen zu entschwinden droht.
Oft hat Emma darüber nachgedacht, wie sie dann wohl reagieren würde. Da sie noch nie zur Hasenfußfraktion gehörte, war sie immer davon überzeugt, sehr ruhig zu bleiben und bedacht zu handeln. Ja, in ihrer Phantasie hatte sie solche Situationen fast heldenhaft gemeistert und den Täter sogar überwältigen können. Zumindest war sich Emma sicher, dass sie durchaus Amazonenqualität besaß, wenn es um nervliche Stärke ging.
An einem Mittwochvormittag, der eigentlich keine besonderen Anzeichen aufwies, es könne etwas derartig unvorhergesehenes geschehen, musste Emma erkennen, dass zwischen Theorie und Praxis ein so großer Unterschied liegt, wie zwischen einem Heringsbrötchen und einer Sechskantschraube.
Sie hatte ihre Kassenschicht gerade begonnen und es war, wie meist am Mittwoch, noch nicht viel Betrieb. Die Kunden kamen Tröpfchen weise zum Zahlen und Emma nutzte die Zeit dazwischen, um Belege zu sortieren. Sie genoss die Ruhe und die Möglichkeit, einen Teil des Tages sitzend zu verbringen. Vertieft in das Abheften der sortierten Belege, drehte sie sich genüsslich auf dem Stuhl zurück in Kassierposition, weil sie das Herannahen eines Kunden hörte.
Noch bevor sie auf blickte begann sie den Satz, der eigentlich eine freundliche Begrüßung werden sollte. Den Kopf noch nicht ganz gehoben, erstarrten ihre Worte und Emma befand sich von einer Sekunde zur anderen, in großer Gefahr.
Vor Angst konnte sie ihre Beine nicht mehr spüren und war auch nicht in der Lage ihre Arme zu bewegen. Ihr schoss das Blut in den Kopf und fast schmerzhaft pochte es in ihrem Hals. Sie schmeckte Angst am Gaumen, die sie wie ein Blitz durchfuhr und ihr deutlich machte, wie sehr sie in Not ist. Kein Wort kam ihr über die Lippen und alles um sie herum erkannte Emma nur noch schemenhaft.
Ihr Gehirn versuchte verzweifelt die Situation zu begreifen, zu analysieren was im Moment geschieht, doch es war ihr unmöglich einen klaren Gedanken zu fassen.
Es war eine Frau, die dicht vor ihr stand und sie zwang in diesen hohlen Lauf zu blicken. Emmas Blick verharrte auf dem festen Griff dieser Hand, so dicht vor ihrem Gesicht. Sie sah jede der Adern, die prall hervortraten. Die Frau hatte die Waffe so fest umschlossen, dass die Nagelbette blutleer schienen. Emma konzentrierte sich jetzt nur noch auf den Zeigefinger der stramm am Abzug lag.
Wie lange dieser Moment dauerte kann Emma bis heute nicht sagen, aber für sie war es eine Ewigkeit bis der erste einigermaßen klare Gedanke kam:
„Die Kasse. Ich muss die Kasse öffnen, schnell. Einen Schlüssel ich brauche den Schlüssel.“
Emma hob die Hand, die die ganze Zeit über starr auf ihrem Oberschenkel lag, Richtung Kassenlade. Sie hielt den Kopf unverändert und bewegte sich auch sonst nicht. Ihre Finger tasteten vorsichtig am Schloss der Schublade, als sie sah, wie sich die Hand der fremden Frau leicht bewegte. Der Zeigefinger zuckte kurz und bewegte sich am Abzug.
Plötzlich rührte sich die Frau, die bis jetzt wortlos da stand und Emma schaute ihr nun zum ersten Mal ins Gesicht.
Nun bebte die Frau förmlich und fing an mit dem ausgestreckten Arm wild zu fuchteln. Sie sog mehrmals tief Luft ein und rang sichtbar nach den passenden Worten. Sie schien plötzlich unsicher zu werden, was Emma aus ihrer Starre befreite.
Die Täterin schaute auf ihre ausgestreckte Hand und deutete Emma immer wieder mit dem Kopf an, sie solle da hin sehen. Dann presste sie förmlich ihre Drohung raus:
„Hier, sehen sie das? Schauen sie genau hin.“
Die Frau geriet mehr und mehr in Rage und Emma nickte folgsam, während sie den Blick nicht von dieser Hand nahm. Der Finger am Abzug bewegte sich immer mehr und drohte wirklich abzudrücken.
„Hier, schauen sie, schauen sie ganz genau hin.“
Noch bestätigender nickte Emma und sah wie der Zeigerfinger den Abzug langsam entlang glitt.
„Bitte!“: brachte sie jetzt hervor
„Bitte, so nehmen sie doch das Ding da weg.“ Flehte Emma, und reflexartig bewegte sich ihr Arm nach oben, der die bewaffnete Hand etwas zur Seite schob.
Nun reagierte die Frau heftiger und sprudelte wie ein Wasserfall:
„Da passiert nichts. Gar nichts passiert hier. Sehen sie…..“
Die aufgebrachte Frau bebte und zitterte und drückte plötzlich ab.
Einmal, zweimal, dann immer wieder schnell hintereinander.
Emma schloss die Augen und hielt die Hände schützend vors Gesicht.
Doch es geschah nichts. Kein Laut, kein Schmerz, es geschah einfach nichts. Vorsichtig öffnete Emma die Augen und blickte wieder direkt in den blanken Lauf einer Dose Sprühsahne, die nicht einmal ein schüchternes „pffpff“ machte.

„Die habe ich gestern hier gekauft, weil ich Sahne wollte, für den Kuchen. Wissen sie wie peinlich das ist, wenn da der Besuch sitzt und man bekommt aus diesem Scheißding nichts, aber auch gar nichts raus?“

„Ja,“ stammelte Emma
„Ja das glaub ich ihnen, das muss schrecklich sein, aber bitte nehmen sie das Ding jetzt endlich runter bevor sie noch jemand damit verletzen….ähhhh ich meine benetzen, a also ich meine natürlich, falls das Teil eben doch noch, und überhaupt.“

Kunden-Identifikation:

Du bist nicht angemeldet.

Heute im Angebot:

Juli 2013
Hallo, Tante Emma, die Hoffnung stirbt zuletzt. Nach...
Miko (Gast) - 19. Jul, 09:02
2013
Hallo Tante Emma, wir denken immer noch gerne an Sie....
Kermit (Gast) - 10. Jun, 21:08
Drüben
Meine dunkle Seite Ich war schon oft dort Weiß Welchen...
Jemand (Gast) - 22. Apr, 23:49
und wieder mal
habe ich mir die Geschichten durchgelesen, nur um festzustellen,...
tweety-one (Gast) - 19. Feb, 23:53
Büttebütte
Das letzte Mal haben wir von Tante Emma am 28.12.2008...
Miko (Gast) - 4. Mai, 09:24

Was darf's denn sein?

Geschäft eröffnet seit:

6608 Tagen
Letzte Abrechnung: 8. Jan, 14:33

erdbeere

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