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Hindenburgs Vermächtnis

Einer ältere Dame, sehr gepflegt und vital, betrat den Laden mit forschem Schritt und steuerte zielbewusst auf Emma zu.
"Guten Tag. Ich möchte nur eine leere Flasche zurückbringen"
Sie kramte in ihrem nach Weichspüler duftenden Stoffbeutel, und reichte Emma eine leere Saftflasche.
Im Gegensatz zu der Dame, war die Flasche in einem weit aus schlechterem Zustand. Emma schaute verdutzt auf das Etikett und glaubte ihren Augen nicht zu trauen. Zwar war die Aufschrift nicht gerade in Sütterlin, aber sie erkannte sofort, dass sie eine solche Flasche wohl das letzte Mal in ihrer Konfirmandenzeit sah.
"Oh, diese Flasche ist aber....“
Mit dem Charme einer Generalswitwe unterbrach die Leergutfordernde:
"Diese Flasche ist von ihnen. Die habe ich erst kürzlich hier gekauft!"
Emma bewahrte Haltung und nahm das antike Stück entgegen:
"Jaaa, von uns ist sie zwar sicher nicht, denn der Laden existiert erst zehn Jahre, aber das ist kein Problem."
"Doch, doch, wenn ich ihnen das sage, ich kaufe meinen Saft ja immer hier!"
"Ist in Ordnung, sie bekommen ihr Pfand sofort zurück."
Emma tippte schnell die Leerguttaste und gab der Kundin, die sie noch nie zuvor gesehen hatte, 20 Cent Pfand auf die Hand, welche zackig ausgestreckt unter Emmas Nase schnellte.
Frau General schritt elegant nach einer militärischen Linksdrehung aus dem Laden.
Jetzt betrachtete Emma das Etikett der Flasche genauer. Der Inhalt war bis März 1985 haltbar.
Der längst feste und klebrige Staubbelag, lag wie eine stabile Hülle um die Flasche und hätte bei einem Sturz, sicherlich alle Scherben mühelos zusammen gehalten.
Dieser barocke Schutz war also ein beruhigendes Indiz dafür, dass der Kirschnektar noch vor dem Verfallsdatum zum Einsatz kam.
Amüsiert grinste Emma über die Tatsache, dass es immer wieder Situationen gibt, von denen man glaubt, dass sie nur der Phantasie eines Comidians entspringen können.
Das seltene Stück aus Glas landete nach 21 Jahren bei Emma. Eine Flasche für die damals kaum mehr als 10 Pfennige Pfand bezahlt wurden.
"Das nenne ich eine lukrative Geldanlage," dachte Emma und hofft darauf, dass Hindenburgs Mineralwasserkästen, nicht in irgendeinem Keller schlummern.
Gleich hier in Emmas Nähe.


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Perdi - 4. Apr, 03:18

Ach, Frau Emma!

Vielleicht, war dies das letzte Erbstück des Generals und sie wollte auch diese alte Flasche endlich los werden.

Einen schönen, ertragreichen Tag wünsche ich ihnen.

off topic: Ich erhalte eine Benachrichtigung, bei einem neuen Beitrag oder Kommentar.

Tante Emma rechnet ab - 4. Apr, 09:40

Mit Sicherheit ein schwerer Schritt für die Generalin. Sie tat gut daran sich die Angelegenheit noch mal "kurz" durch den Kopf gehen zu lassen.

Einen feinen Tag
C. Araxe - 4. Apr, 09:54

Ich bin ja doch etwas verwundert, für welche antiken Stücke man noch Pfand bekommen kann. Zumindest bei Ihnen.

Sehr interessieren würde mich nun der Verbleib dieser Rarität. Da ja schon mal die Problematik des begrenzten Lagerraums angesprochen wurde, gehe ich nicht davon aus, dass Sie über Schaukästen als Ausstellungsmöglichkeit verfügen.

Und ja, also ich hätte da noch eine Flasche. Das Etikett ist leider nicht mehr entzifferbar ...

Tante Emma rechnet ab - 4. Apr, 10:01

die Form der Flasche ist Ausschlag gebend. da dieser Hersteller daran seit 50 Jahren nichts verändert hat, ist das kein Problem.
Natürlich nennt Emma die Flasche ihr Eigen, wer weiß wieviel Pfand das gute Stück in 30 Jahren bringt ;-)
Taxi-Torsten - 4. Apr, 10:02

Du scheinst manchmal auch meine Fahrgäste im Laden zu haben...

"Vorm Euro bin ich die Strecke immer für 10 Maaak gefahren, jetzt kostets 12 Euro. Ihr seid ja bekloppt!"

"Nö, vor der Umrechnung hast Du dafür 23 Mark 50 bezahlt. Unsere Preise sind centgenau umgerechnet und seitdem nicht mehr gestiegen."

Und wenn ich denen die amtlichen Taxitarife vor die Nase halte, glauben die mir immer noch nicht...

Tante Emma rechnet ab - 4. Apr, 10:06

Tach Herr Torsten,
du bist also der Lump, der mir die Leute vor die Tür fährt ! ;-)
Weißt du, du mußt ihnen erklären, dass mit dem Euro auch die Strcke länger wurde. Ein Meter hat 200cm seit der Reform!
Taxi-Torsten - 4. Apr, 10:10

Mönsch, daß ich da nicht selbst drauf gekommen bin... Danke für den Tip!
caliente_in_berlin - 4. Apr, 10:02

Vielleicht hat dieFrau eine Gedächtnislücke und glaubt noch in dieser Zeit zu leben?

wasserfrau (Gast) - 4. Apr, 21:48

Das erinnert mich an ein Erlebnis, als ich mal in Sachen Pfandflaschen gar selbst einem jungen Bediensteten ihrer Branche zunahe trat. Irgendwann einmal (2000?), sie erinnern sich vielleicht, wurden die Pandregelungen geändert bezügich solcher großer Plastikflaschen, nämlich plötzlich weniger Pfand. Nun horte ich ja auch manchmal Flaschen, wenn auch nicht so lange wie ihre rüstige Kundin, dafür aber ein paar mehr. Und stellte also fest, dass ich irgendeinen Stichtag verpasst hatte und nun weniger Pfand zurück bekommen sollte als ich gab. Das sieht nun das Verbraucherherz nicht ein. Der hilflose und sowieso unschuldige Mann im Markt verwies mich darauf, dass das in großen Druckbuchstaben auf bunten Zetteln im Markt schon länger verkündet stand, etwa:wer zu spät kommt usw. Auch das vermochte nicht zu überzeugen, ich bin ja nicht verpflichtet jede Woche hin zu rennen, um Zettel zu studieren, wenn ich eine riesige Speisekammer habe, in der ich ewig viele leere Cola-light-Falschen horten kann. In meiner Not - aber es sollte eher ein resignierter Scherz sein - sagte ich: "Ich gehe vors Bundesverfassungsgericht." Das ist, wenn ich die Welt sehr schlecht verstehe, mein einziges Argument, z.B. auch dann, wenn man GEZ-Gebühren bezahlen soll, weil man einen Lap-top besitzt; kürzlich bemerkte ich, dass sich jetzt andere der Initiative angenommen haben, dass das ein klarer Fall fürs Bundesverfassungsgericht ist. Aber das nur am Rande.
Wie auch immer, mit dieser eher spaßweisen Drohung beeindruckte ich den Samstagsaushilfskassierer zutiefst. Erschrocken zahlte er mir genauso so viel Pfand aus wie ich wollte. Und konnte hoffentlich seinen Vorgesetzten klar machen, dass er schlimmsten Schaden von der Firma abgewendet hat!

ElsaLaska - 5. Apr, 00:06

Ich weiß nicht, ob Hindenburgs Mineralwasserkästen

einen (oder es müssten gar zwei sein) Weltkriege unbeschadet überstanden haben, und schon gar nicht, ob ich das Emma wünschen soll :)

Tante Emma rechnet ab - 5. Apr, 00:10

Na ja, zwei Wasserkästen von Hindi sein Eigentum nennen......wäre eine Überlegung schon wert.
;-)
Albert (Gast) - 22. Aug, 18:55

Wow

1985, das war vor 23 Jahren. Lebensmittelskandal :)

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