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Dienstag, 21. März 2006

Rache isst Blutwurst

Tante Emma heißt im wahren Leben weder Emma, noch ist sie die Tante von irgendjemanden. Schon gar nicht von einem ihrer schrägen Kunden, für die sie in den letzten Jahren pünktlich beim Öffnen des Geschäftes das Lächeln aufsetzt, das man von einer Angestellten im Einzelhandel, kurz Verkäuferin, erwarten darf.
Nein, Emma ist von Natur aus keine freundliche Frau. Im Gegenteil, sie tendiert eher zum Misanthrop als zu Mutter Theresa. Eigentlich wäre ihr perfekter Arbeitsplatz im 2. Untergeschoß der Pathologie oder in einer abgelegenen Tischlerwerkstatt eines Industriegebietes. Hauptsache sie müsste ihr eigentliches Naturell nicht bei Dienstbeginn, samt ihrem Mantel in einen Spind hängen, der sich immer in unaufgeräumten kleinen Hinterräumen eines Supermarktes, einer Drogerie oder eines Reformhauses befindet.
Doch was Emma jeden Tag macht, macht sie gut. Sie erntet, was vielen trotz Schleimerei verwehrt bleibt - Freundlichkeit und Respekt von Vorgesetzten, den Kollegen und ihren Kunden. Ja, Emma ist beliebt, auch wenn es manchmal etwas länger dauert.

Für sie als Soziophobikerin ist der Dienst am Kunden aber mehr Therapie als Berufung. Hier muss sie tagtäglich ihr innerstes Gefühl überwinden, sich vor Menschen verstecken zu wollen. Wie eine Schauspielerin zupft sie nervös ihren Kittel zurecht, bevor der Vorhang sich öffnet. Dann tritt sie hinaus auf ihre Bühne und gibt wieder und wieder eine Vorstellung, die niemanden im Publikum daran zweifeln lässt, dies sei die wahre Mutter Courage.

Emma liebt ihren Job nicht, aber sie hat im Laufe der Jahre Methoden entwickelt, den schlecht bezahlten Tagen mit bis zu 12 Arbeitsstunden etwas Positives abzugewinnen. Unaufhörlich stillt sie ihren Wissensdurst und glänzt mit hervorragenden Fachkenntnissen, wobei es keine Rolle spielt, ob sie die genaue Zusammensetzung eines Kartoffelpürees kennt oder es sich um die Wirkungsweise eines blutdrucksenkenden Nahrungsergänzungsmittels handelt. Ein vom Betrieb organisiertes Produktseminar ist für sie so erfreulich, wie für ihre Kollegen das gelungene Manöver, alle Brückentage für sich zu belegen.
Doch was Emma an ihrer Arbeit am meisten schätzt, ist die Möglichkeit, zu studieren. Die Mysterien der einkaufenden Menschheit aufzudecken. Zu beobachten, welche Taktiken Kunden entwickeln, um an die größten Kartoffeln zu kommen, wie sie sich gekonnt eine Einkaufstasche für lau ergaunern oder geschickt Waren umtauschen, die sie nicht bei Emma gekauft haben.

Servicewüste Deutschland - das sind wohl die beiden Reizworte bei denen Emma am liebsten mit doppeltem Flickflack über das Kassenband fegen möchte, gekonnt wie Zorro auf dem abschließenden Packtisch zum Stehen kommt und lauthals verkündet, dass nun Schluss ist mit Runterschlucken,
jetzt packt sie aus,
jetzt rechnet Emma ab.


Fortsetzung folgt

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Heute im Angebot:

Juli 2013
Hallo, Tante Emma, die Hoffnung stirbt zuletzt. Nach...
Miko (Gast) - 19. Jul, 09:02
2013
Hallo Tante Emma, wir denken immer noch gerne an Sie....
Kermit (Gast) - 10. Jun, 21:08
Drüben
Meine dunkle Seite Ich war schon oft dort Weiß Welchen...
Jemand (Gast) - 22. Apr, 23:49
und wieder mal
habe ich mir die Geschichten durchgelesen, nur um festzustellen,...
tweety-one (Gast) - 19. Feb, 23:53
Büttebütte
Das letzte Mal haben wir von Tante Emma am 28.12.2008...
Miko (Gast) - 4. Mai, 09:24

Was darf's denn sein?

Geschäft eröffnet seit:

6604 Tagen
Letzte Abrechnung: 8. Jan, 14:33

erdbeere

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