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Samstag, 1. April 2006

Mops-Therapie



Himbeersaft ist wohl das Wichtigste in einem gut organisierten Haushalt. Wer keinen Tropfen dieses köstlichen Nektars in seinen Gourmethallen hat, ist ein Geächteter der Nachbarschaft. Verliert schon bald sämtliche sozialen Kontakte und wird über kurz oder lang in der emotionalen Gosse enden.
Zu diesen exquisiten Mundvorräten zählen natürlich auch: Rollmöpse vorwärts gerollt, Meersalz im 125g Streuer mit Fein- und Grobstreufunktion, Süßrahmbutter mit edler Prägung, damit man sich beim Frühstück in der Gewissheit aalen kann, dass man sich die 50 Cent mehr, absolut wert ist.
Die Liste dieser Güter wäre unendlich fortzusetzen, und Kunden können wahre Wutausbrüche bekommen, wenn sie den gewünschten Artikel nicht sofort, in genau dieser Qualität, Form und Farbe erhalten. Sie drohen mit Heulkrämpfen wenn Emma eine absolut adäquate Alternative vorschlägt. Nein, das geht nicht.
Ein anderer qualitativ hochwertiger Rollmops, bei dem nicht garantiert werden kann, dass er vorwärts gerollt wurde oder etwa mit 5 anstatt 6 anderen in einem Glas rummopst, könnte Aufstoßen hervorrufen oder einen zum Gespött des Turnvereins machen.
Kam es wieder einmal zu einer unvorhergesehenen Sortimentserweiterung, die meist die entsetzlich Folge einer so genannten Umplatzierung hat, ist es für Emma ein Gang nach Kanossa, dem Kunden das gewünschte Produkt von einem anderen Regalplatz zu reichen. Dann geschieht nämlich etwas Schreckliches:
Der Käufer ist in seinem Vertrauen erschüttert, ja, völlig orientierungslos, all seinen Kaufgewohnheiten beraubt. Wie soll sich so ein vom Schicksal gebeutelter Mensch jemals wieder zu Recht finden? Gibt es ein Finden nach dem Umräumen?
Stotternd wird dann vom Betrogenen beteuert, dass die Möpse doch immer, also ganz immer, da drüben standen, neben dem delphinfreundlich gefangenen Thunfisch mit Gemüseeinlage. Ab heute sollen die Mopsaquarien hier stehen? Hier gleich links neben den Sardinen mit Haut und Gräten? Werden sie dann noch dieselben sein?
Emma verzichtet dann darauf, die geringe Gefahr zu erwähnen, dass eventuell das zarte Aroma beim Abgang am Gaumen leiden könnte, dass sich eventuell der liebliche Gesichtsausdruck des Fisches verändern wird, weil er Flipper vermisst.
Es ist eine sehr schwierige Aufgabe, vor der Emma jedes Mal Versagensängste heimsuchen. Schließlich hat sie die Umstände zu verantworten und muss dafür Sorge tragen, dass ein solcher Mensch wieder eingegliedert wird, dass er wieder Vertrauen in die Regalordnung findet und schon bald wieder ohne therapeutische Hilfe sein Abendbrot selbständig einholt.
Eine solche Rehabilitation kann sich über mehrere Wochen hinziehen.
Immer wieder wird der Patient an den gewohnten Platz im Regal greifen, um enttäuscht festzustellen, dass nichts mehr ist wie es einmal war. Seine Hand wird wild und unkontrolliert nach links und rechts steuern, sein Arm, vom vielen Anheben und Absenken lahm werden. Womöglich zieht er sich ein Schulterleiden zu.
Doch dank Emmas Einfühlungsvermögen, kann er nach ein bis zwei Monaten wieder völlig alleine gelassen werden. Sie bleibt dann immer noch in seiner Nähe, falls es zu Rückfällen kommt. Dezent hält sie sich im Hintergrund und beobachtet die kleinen Fortschritte.
Allerdings gibt es auch die hoffnungslosen Fälle:
Ist ein Kunde austherapiert, wird er in seine alten Verhaltensmuster zurück fallen. Wird sich der Gewohnheit hingeben, die womöglich ein Stück innere Heimat für ihn bedeutet. Dann wandert sein Griff wie einst an den Ort, wo er immer fand was er suchte, und er wird kapitulieren. Von diesem Tag an, wird er Flipper mit Marinade auf den Tisch seiner Co-Abhängigen bringen und Emma den Möpsen schulterzuckend zuflüstern: „ich hab’s versucht“.

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