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Kundenberatung

Donnerstag, 20. April 2006

Kasperl muss einkaufen

Eine Ehefrau jenseits der vierzig mit Verdauungsproblemen ist wohl das schlimmste was einen braven Mann heimsuchen kann. Zu dieser unumstößlichen Meinung kam Emma als ein etwas zu kurz geratener Mann mit schütterem Haar in den Laden eilte. Er hielt einen Zettel in der Hand und machte irgendwie den Eindruck, als wäre er an einer Schnitzeljagd beteiligt.

Einen Mann mittleren Alters, der mit handschriftlicher Notiz verloren hin und her hetzt, würde Emma auf der Straße fragen, ob er sich verlaufen hat und sie ihm behilflich sein kann, sein Ziel zu erreichen.
Spielt sich jedoch eine solche Szenerie in Emmas Laden ab, würde sie am liebsten Mittagspause machen oder eine Ohnmacht simulieren.

An diesem Tag, war sie schon in der Pause und ihr körperliches Wohlbefinden, aufgrund der hinter ihr liegenden „7-Tage-Körner-Kur“, hatte sie auch schon vor allen Kolleginnen gelobt. Also blieb ihr nichts anderes übrig als sich der schwierigen Lage zu stellen.
Als hilfsbereite Schülerlotsin getarnt, bot sie dem Herren ihre Hilfe an, in der Hoffnung, er suche nur den Ausgang.
„Ich suche das hier“, hielt er Emma den Zettel hin.

Es ist im Übrigen sehr auffallend dass Leute, die für jemanden etwas besorgen müssen, grundsätzlich zum Analphabeten werden. Oft drücken sie Emma nur ein Stück Papier in die Hand, welches zwischen vielen anderen Kritzeleien versteckt, das Gewünschte wie ein Geheimnis hütet.

Emma konnte das Rätsel auf der Karte des Landentdeckers schnell lösen.
„V l o r a d i g s A n t i s c h o g e “ stand in der Normschrift der Bauzeichnerzunft da.
„Ah Floradix Artischocke, suchen sie.“
„Ja, wenn´s da so steht“ knurrte Kolumbus.
„Das haben wir drüben in der Reformhausabteilung, kommen sie bitte mit.“
Er folgte Emma widerwillig und hatte etwas Mühe, mit seinen kurzen Beinen zu folgen.
„So, da haben wir Floradix Saft und hier haben wir denselben Wirkstoff als Dragee.“
Der kleine Kolumbus starrte Emma hilflos an.
„Möchten sie die Dragees oder lieber den Saft?“ erkundigte sie sich, um den Herrn aus der Ohnmacht zu befreien, die diese unglaubliche Auswahl herbeiführte.
„Was weiß ich? Das eben was da drauf steht.“ Murrte er und deutete mit dem Kopf auf den Zettel in Emmas Hand.
„Ja, da steht eben nur Floradix Artischocke, nichts weiter.
„Was möchten sie den lieber? Was ist ihnen angenehmer um es einzunehmen? Saft oder eher ein kleines Dragee?“
„Das ist mir doch egal.“
„Gut, dann empfehle ich ihnen die Dragees, die sind auch praktischer für Unterwegs.“
Sein Gesicht verdunkelte sich zunehmend und es schien ihm alles schon viel zu lange zu gehen. Nervös tappte die Schuhgröße 37 hin und her und fixierte mit finsterer Mine den Ausgang.
Fluchtverhalten, dachte Emma. Jetzt muss alles schnell gehen sonst droht die Hyperventilierung.
„Die kleine Packung oder den Vorteilspack mit hundert Stück?“
„Verdammt noch mal, wenn ich das alles wüsste, würde ich nicht hier stehen und müsste sie darum bitten. Meine Frau kauft das sonst immer. Woher soll ich das den wissen?“
Da war dem Herrn der Kragen eher geplatzt als es Emma vermutete.
„Tut mir leid, aber ich kenne ihre Frau nicht und weiß genauso wenig wie sie, was sie sonst immer nimmt.“ Versuchte Emma den Kunden, der eindeutig von seiner Frau gepiesackt wurde weil ihr ein Pups quer lag, zu besänftigen, um endlich zum Ende zu kommen.
Sie hätte es jetzt auf die Spitze treiben und die Sprache wieder auf den Saft bringen können, weil seine Frau möglicherweise immer die liquide Variante nimmt, aber weil Emma weiß, dass Männer niemals so eine gravierende Sache alleine entscheiden und lieber noch mal nachhause fahren um die Gattin zu fragen, gab Emma ihm eine kleine Packung Dragees.
„Jetzt nehmen sie einfach mal die hier mit, und wenn es das Falsche ist, tausche ich ihnen das gerne um.“
Wie in den meisten solcher Fälle, in denen es um gekörnte Brühe oder um geschroteten Pfeffer ging, kam ein paar Tage später Frau Gattin persönlich.

„Ach Frau Emma, kann ich das umtauschen. Mein Mann hat das hier mitgebracht obwohl ich ihm extra noch gesagt habe, er solle den Saft bringen.“
„Aber sicher. Ja, auf dem Zettel stand nur der Name und er wusste nicht was sie sonst immer nehmen.“
„Ach der! Wie groß muss denn die Flasche noch sein, die immer in der Küche steht, ich hab doch noch nie die Dragees genommen, das weiß der doch ganz genau. Der wollte mich nur ärgern. Dem hat es doch schon nicht gepasst, dass ich ihn geschickt habe.“

Männer haben einfach schrecklichen Respekt vor ihren Frauen und so manch einer verließ den Laden ohne eine Entscheidung zu treffen, nur um nicht mit der falschen Zahnpasta heim zukommen oder eigenverantwortlich die große Tüte Haferflocken zu nehmen.
Was geht in diesen Ehen vor sich? Werden Männer so sehr unterdrückt, dass sie sich nur mit Notizzetteln, die alle Angaben über Form und Größe einer Packung Trockenfrüchte enthalten, selbstsicher in einem Geschäft bewegen können?
Emma wird ihre Idee, zur Gründung einer Selbsthilfegruppe für unterdrückte Männerkundschaft, auf jeden Fall im Auge behalten. Ein wichtiger Schritt für gepeinigte Männer, die aus Frustration zu Narren mutieren.

Themen und Hilfestellungen gibt es genug:

Workshop – wie werde ich ein selbständiger männlicher Kunde

Wie reagiere ich, wenn ich wieder einmal das falsche Gurkenglas erwische?

Wo bekomme ich Hilfe, wenn ich nicht weiß wie groß Salatkartoffeln sein müssen?

Wie helfe ich mir selbst, wenn mir nicht mehr einfällt welche Haarfarbe meine Frau hat?

Wann sollte ich den Laden verlassen und im Auto eine Runde heulen, wenn ich nicht mehr weiß ob der Käse gerieben oder am Stück sein soll?

Wie bringe ich meine Frau dazu, mir genügend Geld mitzugeben, um auch das Alternativprodukt zu kaufen?


Anmeldungen können von ihrer Gattin an der Kasse gemacht werden.

Un Hamse

„Ham ´se Schnellhefter, so welche aus Kunststoff ?“
„Tut mir leid, so was haben wir nicht.“
„Un´ so aus Pappe? So in blau am Besten.?“
„Nein leider, wir führen keine Schreibwaren.“
„Un` in grün oder besser grau?“
„Wenn sie die Straße hoch gehen bis zur Post, da ist ein Schreibwarenladen.“
„Sie wissen aber schon was ich meine?“
„Ja, ich versteh schon aber wir haben nur Lebensmittel, Reformwaren und Kosmetik.“
„So Mappen, wo man Bewerbungen rein tun kann ?“
„Die kenn ich schon, aber wir führen keine Schreibwaren.“
„Das ist schlecht, ich brauch die dringend.“
„Wie gesagt, da oben beim Holzwurm. Der hat das bestimmt.“
„Hmmm… ham´se wenigstens Filzstifte?“
„Schwarze?“
„Ja in schwarz, genau.“
„Nein die ham`wir auch nicht.“
„ Un` in gr…“
„Nein auch nicht in grün, blau oder rot, weder mit feiner Mine, noch wasserfest und Kugelschreiber haben wir übrigens auch nicht.“
„Ach du liebe Zeit, was sind sie aber unhöflich. War doch nur ne Frage…tz.“


„Un? Hamse ´ne Antwort bekommen oder nich?“

Samstag, 15. April 2006

Ein Hauch von Casablanca

Er betrat den Laden, und Emma war in Sekundenschnelle gefangen, dieser Gang, dieser Duft und diese sportliche Eleganz, mit der er den Wagen aus der Reihe löste. Eine göttliche Mischung aus Brad Pitt und George Clooney, hatte den Weg zu Emma gefunden und sie spürte sofort, dass dies kein Zufall sein sollte. Jetzt kam also der Moment, den die Tarotkarten prophezeiten, als sie sich bei der Schulze – Delitzsch wieder mal über ihre Zukunft informierte.
Das Erscheinen dieses Mannes, würde für Emma nicht ohne Folgen bleiben. Und sie sollte Recht behalten.
Der feinen Note aus Amber und Moos, konnte Emma nicht widerstehen und begann wie eine Stalkerin, George Pitt unauffällig zu folgen. Jetzt war sie froh über ihre Position, die es ihr erlaubte, in jedem Gang aufzutauchen, ohne verdächtigt zu werden, sie würde jemanden verfolgen. Sie rückte Nudelpackete zurecht, schob Preisschilder planlos von links nach rechts und hatte immer die beste Aussicht. Er hatte sie schon lange bemerkt und lächelte ihr verwegen zu. Er packte gekonnt die feinsten Zutaten in seinen Wagen. Alles nur vom Feinsten und perfekt auf einander abgestimmt.
Beim besten Basmatireis stand Emma Rücken an Rücken mit ihm. Er wählte den Reis und sie sortierte Trockenpflaumen im Regal hinter ihm.
„Ich weiß, es mag dreist erscheinen, aber ich möchte heute Abend für sie kochen.“
Diese Stimme. Emma schnappte nach Luft und brachte keinen Ton heraus und blieb, ungläubig dieser Offerte, wie angewurzelt stehen.
Fast lautlos bewegte er sich und ging weiter. Emma hätte sich ohrfeigen können, dass sie nicht schnell genug reagierte, und so stand sie völlig verdutzt in Amber und Moos gehüllt da, während ihr die Freude rote Wangen malte.
Am Weinregal fand sie ihn dann wieder. Er sah sie von der Weite schon herannahen, grinste schelmisch und zwinkerte ihr zu, um dann seine Aufmerksamkeit den edlen Flaschen vor sich zu schenken. Emma faste ihren ganzen Mut und ging, anders als es Verkäuferinnen tun, auf ihn zu.
„Hmmm, wäre Ihnen ein trockener Weißwein denn recht?“ Er griff nach der teuersten Flasche im Regal und begutachtete das Etikett mit dem Blick eines Kenners.
„Eine gute Wahl“ säuselte Emma. „Aber dieser hier würde noch besser zu diesem Ragout Fin passen, dessen exquisite Zutaten hier im Wagen auf ihre gekonnte Zubereitung warten.“

Emma griff mit einer beinahe lasziven Bewegung nach einem der schlanken Flaschenhälse und offerierte Brad Clooney das Exemplar. Dabei verstand sie es gekonnt ihre Fingerspitzen zu verbergen, damit ihm die Spuren des Rotkohlschälens verborgen blieben.
Er drehte sich zu Emma hin und hob den Blick vom Etikett, um ihr nun ins Antlitz zu schauen.
Emma stockte der Atem. Ihr gesamter Blutvorrat drohte sich jetzt in ihren Beinen zu sammeln und sie starrte nur noch auf diese eine Stelle an seinen wohlgeformten Ohren, währen ihre Schuhe zu platzen drohten.
Ein kleiner schwarzer Knubbel steckte in seinem Ohr.
„Nein, vergessen sie den Weißwein. Die freundliche Dame hier hat mir eben einen genialen Tipp gegeben. Lassen sie sich überraschen. Also bis heute Abend, ich freu mich.“
Seine Hand glitt in die Innentasche seines Mantels, wo er sein Handy ausknipste.
„Ich danke ihnen, sie sind außerordentlich aufmerksam und haben einen sehr guten Geschmack.“

Damals brauchte Emma einige Tage um ihr Selbstbewusstsein wieder auf ein vernünftiges Level zu bringen und vermeidet noch heute jeden Film in dem Brad oder George zugegen sind.
Ja, moderne Kommunikation ist eben eine prima Sache und es gibt keinen besseren Einkaufsberater als das Handy.
Wirft Emma den Blick in die Zukunft, sieht sie sich mit einem Headset auf dem Kopf, bequem in einem Sessel lehnend. Vom „Point of Information“ aus, dirigiert sie ihre Kunden durch den Laden und gibt Auskunft über die Bissfestigkeit von Weizengrießnudeln. Alternativangebote werden flott per MMS weitergeleitet und jeder erhält Emmas Kurzwahlnummer am Eingang.
„Bitte drücken sie die Fünf, um ihre Beschwerde bei der Filialleitung einzureichen.“
„Bitte wählen sie die Drei, wenn sie mehr über das Allergierisiko von EU-Bananen erfahren möchten.“
„Wenn sie mit ihrem Einkauf zufrieden sind, erwartet sie Emma an der Kasse, dazu geben sie „Cash“ in ihren Navigator ein. Sie werden dann auf dem kürzesten Weg sicher dort angelangen.“
„Drücken sie bitte „Raute 0“ um eine stabile Einkauftasche aus Recyclingpapier zu ordern bzw. „Raute 01“, wenn sie eine Plastiktüte wünschen.“

Leider verlassen sich heute schon viele Kunden auf ihren geliebten Hosentaschenfunk. Seit der Clooney-Affäre ist Emma jedoch sensibilisiert und erkennt sofort, dass es sich nicht um eine hässliche Narbe im Gesicht des Kunden handelt, sondern um das zierliche Käbelchen, welches von der linken Jackentasche zum rechten Ohr verlegt ist.
Das beruhigt Emma dann ungemein, und sie tappt nicht völlig ahnungslos in peinliche Situationen:
„Sag mal Schatz, welche Linsen soll ich denn nehmen?“
„Gut Pummelchen, dann die Böhnchen, du weiß schon wegen den Tönchen.“
Emma hat mittlerweile auch die Gestensprache gelernt. Damit fordert Emma wild fuchtelnd den zu zahlenden Betrag eines telefonierenden Kunden ein, weißt ihn auf Sonderangebote hin und fragt nach, ob es sonst noch was sein darf. Es mag für Außenstehende befremdlich erscheinen, wenn sie Hieroglyphen in die Luft malt, lautlos die Lippen bewegt als wäre sie eine Kassequalle und zum Abschied so fest mit dem Kopf nickt, dass man die Wirbel knacken hört. Aber sicher ist sicher und manchmal schadet es so Ganz und Gar nicht, auf ein herkömmliches Kundengespräch zu verzichten.

Sonntag, 2. April 2006

Emma gibt die Rampensau

Zum Putzmittel gibt es einen Schmutzradierer dazu und der 5er Pack Tütensuppe wird von einem kleinen Schneebesen begleitet. Dieser ist dann allerdings so klein, dass man sich glücklich schätzen darf, wenn man die Möglichkeit hat, sich ein maximal sechsjähriges Kind aus der Nachbarschaft ausleihen zu können, damit es für einen das filigrane Rühren übernimmt.
Hat man selbst ein Kind, ist man zwar suppentechnisch klar im Vorteil, muss aber beim Gang in den Supermarkt damit rechnen, nicht das kaufen zu können was man möchte, sondern ist gezwungen jeden Artikel auf Sammelbilder und Plastikspielzeug zu untersuchen. Mütter laufen ständig Gefahr, ein Glas Schokoaufstrich in den Küchenschrank zu stellen, in dessen Deckel, sich ein längst in der Sammlung befindliches Fußballspielerprofil-Aufklapp-Sammelportait mit Internetcode, befindet. Da liegt es auf der Hand, dass Emma schon mal behilflich sein muss um das begehrte Sammelobjekt aufzuspüren. Allerdings zählt Fußball nicht gerade zu Emmas Fachgebiet, und so fragte sie sich Wochen lang, warum ein Mann, den alle nur Rheuma Kai nennen, mit diesen Schmerzen überhaupt noch Profisportler ist.
Es tobt der Preiskampf nirgends so sehr wie in den Supermärkten, und neben diesen vermeintlichen Kostbarkeiten, die an den Artikeln haften, ist sowie so Alles im Angebot.

Der beliebte Doppelpack zum Einzelpreis, mag da eine sehr feine Sache sein, aber nicht wenn ein Kunde nur einen Teil davon möchte. Spätestens dann bricht nämlich Bazarstimmung aus. So kann es passieren, dass ein simples Duschgel dafür sorgt, das gefeilscht wird, als ginge es um das letzte zahnlose Kamel des Eunuchen. Verständlicherweise wird der Kontrahent versuchen das zusätzliche Gratisexemplar des Duschgels zu ergattern. Für lau versteht sich. Mindestens aber, fordert er eine Preisreduzierung um 50% ein, was er mit hektischen, roten Flecken im Gesicht, auch optisch unterstreicht. Emma sind bei Preisverhandlungen dieser Art die Hände gebunden und betont dies im Gegenzug immer wieder. Bleibt der Kunde jedoch hartnäckig bei seiner Forderung, muss Emma die Rampensau geben:
Mit einer Modulation, die jeden Marktschreier vor Neid erblassen ließe, erhebt sie dann ihre Stimme und appelliert an die gesammelte Kundschaft, welche sich seit zehn Minuten kaum noch zu bewegen traute, um das Wortgefecht zu verfolgen:
„ Liebe Kunden, sie haben jetzt die einzigartige Möglichkeit ein erstklassiges Duschbad, mit Meeresalgen und grünem Tee, zum halben Preis zu erstehen. Zum einen haben wir hier einen Doppelpack „Stink Away“ in der praktischen „Squeez Overhead Flasche“ mit Gripmulde und praktischer Duschhakenkordel, und zum anderen steht hier ein Herr, der laut eigener Aussage, vorerst keine Verwendung für die zweite Flasche hat. Wer möchte sich dieses Dusch-Duo mit dem Herrn teilen? Selbstverständlich dürfen sie das Duschgel auch in der eigenen Dusche verwenden. Der Erwerb verpflichtet sie zu nichts, ich werde die Flaschen hier an Ort und Stelle trennen. Bitte, meine Damen und Herren, wer möchte sich, und diesem Kunden hier zu einem prima Schnäppchen verhelfen?“
Einmal meldete sich daraufhin tatsächlich ein junger Mann. Emma trennte den Doppelpack, der Wenigduscher bezahlte den vollen Preis, und der freundliche Duschgenosse gab ihm seinen Anteil. Die Herren prosteten sich mit „Stink Away“ zu und schienen zufrieden.
Was Emma bis heute noch wundert ist, dass keiner der anwesenden Kunden auf die Idee kam, es den Beiden gleich zu tun.
Der Wenigduscher kam noch lange in Emmas Laden und als er einmal eine Zweierpackung Tiefkühlpizza aufs Band legte, fragte sie ihn schmunzelnd: „ Schaffen sie das alleine, oder soll ich mal fragen…?“
Er lächelte verlegen und meinte: „ Danke, Emma, nein das pack ich schon, außer sie möchten mir die Freude machen.“

Samstag, 1. April 2006

Mops-Therapie



Himbeersaft ist wohl das Wichtigste in einem gut organisierten Haushalt. Wer keinen Tropfen dieses köstlichen Nektars in seinen Gourmethallen hat, ist ein Geächteter der Nachbarschaft. Verliert schon bald sämtliche sozialen Kontakte und wird über kurz oder lang in der emotionalen Gosse enden.
Zu diesen exquisiten Mundvorräten zählen natürlich auch: Rollmöpse vorwärts gerollt, Meersalz im 125g Streuer mit Fein- und Grobstreufunktion, Süßrahmbutter mit edler Prägung, damit man sich beim Frühstück in der Gewissheit aalen kann, dass man sich die 50 Cent mehr, absolut wert ist.
Die Liste dieser Güter wäre unendlich fortzusetzen, und Kunden können wahre Wutausbrüche bekommen, wenn sie den gewünschten Artikel nicht sofort, in genau dieser Qualität, Form und Farbe erhalten. Sie drohen mit Heulkrämpfen wenn Emma eine absolut adäquate Alternative vorschlägt. Nein, das geht nicht.
Ein anderer qualitativ hochwertiger Rollmops, bei dem nicht garantiert werden kann, dass er vorwärts gerollt wurde oder etwa mit 5 anstatt 6 anderen in einem Glas rummopst, könnte Aufstoßen hervorrufen oder einen zum Gespött des Turnvereins machen.
Kam es wieder einmal zu einer unvorhergesehenen Sortimentserweiterung, die meist die entsetzlich Folge einer so genannten Umplatzierung hat, ist es für Emma ein Gang nach Kanossa, dem Kunden das gewünschte Produkt von einem anderen Regalplatz zu reichen. Dann geschieht nämlich etwas Schreckliches:
Der Käufer ist in seinem Vertrauen erschüttert, ja, völlig orientierungslos, all seinen Kaufgewohnheiten beraubt. Wie soll sich so ein vom Schicksal gebeutelter Mensch jemals wieder zu Recht finden? Gibt es ein Finden nach dem Umräumen?
Stotternd wird dann vom Betrogenen beteuert, dass die Möpse doch immer, also ganz immer, da drüben standen, neben dem delphinfreundlich gefangenen Thunfisch mit Gemüseeinlage. Ab heute sollen die Mopsaquarien hier stehen? Hier gleich links neben den Sardinen mit Haut und Gräten? Werden sie dann noch dieselben sein?
Emma verzichtet dann darauf, die geringe Gefahr zu erwähnen, dass eventuell das zarte Aroma beim Abgang am Gaumen leiden könnte, dass sich eventuell der liebliche Gesichtsausdruck des Fisches verändern wird, weil er Flipper vermisst.
Es ist eine sehr schwierige Aufgabe, vor der Emma jedes Mal Versagensängste heimsuchen. Schließlich hat sie die Umstände zu verantworten und muss dafür Sorge tragen, dass ein solcher Mensch wieder eingegliedert wird, dass er wieder Vertrauen in die Regalordnung findet und schon bald wieder ohne therapeutische Hilfe sein Abendbrot selbständig einholt.
Eine solche Rehabilitation kann sich über mehrere Wochen hinziehen.
Immer wieder wird der Patient an den gewohnten Platz im Regal greifen, um enttäuscht festzustellen, dass nichts mehr ist wie es einmal war. Seine Hand wird wild und unkontrolliert nach links und rechts steuern, sein Arm, vom vielen Anheben und Absenken lahm werden. Womöglich zieht er sich ein Schulterleiden zu.
Doch dank Emmas Einfühlungsvermögen, kann er nach ein bis zwei Monaten wieder völlig alleine gelassen werden. Sie bleibt dann immer noch in seiner Nähe, falls es zu Rückfällen kommt. Dezent hält sie sich im Hintergrund und beobachtet die kleinen Fortschritte.
Allerdings gibt es auch die hoffnungslosen Fälle:
Ist ein Kunde austherapiert, wird er in seine alten Verhaltensmuster zurück fallen. Wird sich der Gewohnheit hingeben, die womöglich ein Stück innere Heimat für ihn bedeutet. Dann wandert sein Griff wie einst an den Ort, wo er immer fand was er suchte, und er wird kapitulieren. Von diesem Tag an, wird er Flipper mit Marinade auf den Tisch seiner Co-Abhängigen bringen und Emma den Möpsen schulterzuckend zuflüstern: „ich hab’s versucht“.

Freitag, 24. März 2006

Sonst noch Fragen?

" Hamm se Apfelsaft ?"
" Ja, gleich hier drüben bei den Sä.."
"un`so Zeug was man in die Suppe macht?"
"Nudeln?"
"Ne Ne, so Dingspulver das wo ins Wasser kommt"
"Aah, sie meinen Brühe"
"ja so was in der Art"
"Da haben wir ne große Auswahl gleich hier drü.."
"Un das Brot ? Is das jeden Morgen frisch?"
"Aber selbstverstä.."
"Hmmm, aber die schönen Zitronen hier, sind die sehr sauer?"
Emma holt Lulft und rollt den Kopf im Nacken
"Nun, also, ähmm im Prinzip sind sie.... Tja es sind halt richtige Zitronen eben"
"Achso. Gut. Danke, ich komm dann mal vorbei"
Tür auf. Tür zu und weg isser.

Emma steht etwas verwundert und regungslos, wie das Pfund Kaffee im Regal, da und murmelt:
"Auf Wiedersehen, ja aber gerne doch, am besten am Dienstag da ist mein freier Tag. Tz"

Kunden-Identifikation:

Du bist nicht angemeldet.

Heute im Angebot:

Juli 2013
Hallo, Tante Emma, die Hoffnung stirbt zuletzt. Nach...
Miko (Gast) - 19. Jul, 09:02
2013
Hallo Tante Emma, wir denken immer noch gerne an Sie....
Kermit (Gast) - 10. Jun, 21:08
Drüben
Meine dunkle Seite Ich war schon oft dort Weiß Welchen...
Jemand (Gast) - 22. Apr, 23:49
und wieder mal
habe ich mir die Geschichten durchgelesen, nur um festzustellen,...
tweety-one (Gast) - 19. Feb, 23:53
Büttebütte
Das letzte Mal haben wir von Tante Emma am 28.12.2008...
Miko (Gast) - 4. Mai, 09:24

Was darf's denn sein?

Geschäft eröffnet seit:

6604 Tagen
Letzte Abrechnung: 8. Jan, 14:33

erdbeere

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