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Retouren

Montag, 24. April 2006

Allergische Reaktionen

„Emma so geht das nicht.“
„Aber Herr Brettschneider, sie hätten die Dinger mal sehen und vor allem mal riechen sollen.“
„Jetzt haben sie sich nicht mal so Emma. Es geht nicht darum ob ein Umtausch gerechtfertigt ist oder nicht, die Kundin hat ihre Gründe und ist über ihr Verhalten empört. Also werden sie die Ware umtauschen.“
„Ich weiß nicht worüber die Frau sich aufregt, ich hab ihr lediglich gesagt, dass es eine Zumutung ist die Dinger hier auf dem Ladentisch zu haben und ich den wohl desinfizieren muss. Und das muss ich Herr Brettschneider, sie können sich nicht vorstellen….“
„Emma, die Kundin hat sich telefonisch hier über sie beschwert und ich habe ihr die Rücknahmen der Ware zugesichert.“
„Außerdem war sie unverschämt und nicht ich. Sie hat hier lauthals behauptet wir würden die Leute betrügen.“
„ Und was war das mit Gene Kelly? Emma ich schätze sie und glaube ihnen, dass die Situation mehr als unangenehm ist, aber es bringt nichts hier stur zu bleiben. Nehmen sie die Aktion der Kundin nicht persönlich und tauschen sie um. Sie wird wohl gleich bei ihnen sein. Dann erwarte ich ihre Professionalität. Sie tauschen die Ware um und geben der Kundin einen Gutschein als Entschädigung mit.“
„Aber Herr Bretts…“
Und vergessen sie nicht, sich zu entschuldigen!“
„Gut, wenn sie meinen. Auf Wiederhören.“

Emma schmetterte den Hörer auf die Gabel, dass der gleich wieder herunter hüpfte, um jämmerlich gequält zu tuten. Sie kochte vor Wut und bei dem Gedanken, dass diese unverschämte Person heute noch mal im Laden erscheinen wird, trieb ihr die Zornesröte ins Gesicht. Die Geschäftsleitung fiel ihr wieder einmal in den Rücken und Emma musste die zu erwartende Triumphmine der Ekeltante, professionell an ihrem Gesäß vorbei jonglieren.
Die Umtauschrate steigt immer gegen Monatsende an. Da wird das Geld knapp und die Leute verwechseln Einzelhandelsgeschäfte mit der Pfandleihe. Nach Weihnachten werden grundsätzlich unbeliebte Geschenke in Bares umgesetzt und wenn es draußen wärmer wird braucht so mancher das dicke Paar Wollsocken nicht mehr.
Wollsocken! Ja sie lesen richtig. Dabei handelte es sich dieses Mal aber nicht um einen ungetragenen farblichen Fehlgriff, der einem erst drei Monate später bewusst wird, nein, sondern um einem intensiven Alltagstest unterzogenenem Paar Alpaka – Strümpfe.
Gut, vielleicht bemerkt man ja erst nach Wochen, dass man das Material nicht verträgt oder die dicken flauschigen Teile nicht in einen Pumps passen, doch dann erscheint es doch als völlig normal, dass man solche Teile unverzüglich in den Laden zurückträgt.
Anders jedoch diese Kundin:
Schnaubend betrat sie Emmas Fundgrube, um sich vor ihr als verdeckte Ermittlerin der Woll-Qualitäten-Mafia, zu outen. Es bahnte sich regelrecht ein Wirtschaftsskandal an, dem das Aufdecken krimineller Labelfälschung folgte.
„Diese Socken bestehen aus allem nur nicht aus Alpakawolle!“
Eröffnete die Strumpfträgerin das Spektakel, indem sie eine völlig zerknautschte Tüte auf den Tresen schleuderte.
Diese bedrohlich wirkende Art der Körpersprache, ließ Emma sofort einen Schritt zurück weichen.
„Was bringt sie denn zu dieser Überzeugung?“ erkundigte sich Emma vorsichtig, weil sie nicht wusste, ob sich in der anderen Hand der Kundin, eventuell eine Keule befindet.
„Ganz einfach: Weil ich Alpaka sehr gut vertrage und dieses anscheinend minderwertige Material überhaupt nicht.“
Sie griff beherzt in die schmuddelige Tüte und gab den Blick auf ein grauenvolles Unheil frei.
Nun werden sie vermuten, dass die Kundin ein Paar bunt gekringelter Fußsäckchen auf den Ladentisch legte, aber nein:
Sie stellte.
Ja, sie stellte einen genau definierbaren Linken und einen deutlich ausgeprägten Rechten auf die Theke.
Emma hatte mal ein Seminar für Fußpflege besucht und konnte sofort erkennen, dass die Kundin links durch einen Spreiz-Knick-Fuß und rechts durch einen Senkfuß, gepeinigt war.
Die Exemplare des Grauens standen leicht x-beinig vor Emma, wobei die Zehenpartie leicht nach oben deutete.
Es blieb nun Emmas Phantasie überlassen, wie lange es wohl dauern mag, um aus feinster Wolle solch perfekte orthopädische Exponate, zu schaffen.
„Wie gesagt, vertrage ich Alpakawolle ausgezeichnet, aber von diesem Material bekomme ich eine Allergie. Meine Füße jucken schrecklich und sind wirklich schlimm gerötet. Ich bin mir absolut sicher, dass hier nicht nur drin ist, was auf dem Etikett steht, sondern dass es sich um ein Mischgewebe handeln muss. Das ist Betrug! Sie gaukeln hier den Kunden Sachen vor, die so nicht sind. Was glauben sie was das für einen Allergiker bedeutet, wenn er eh schon nicht alles tragen kann? Ich möchte sofort mein Geld zurück!“
Emma hatte schon viel gesehen: bis zum Stummel abgebrannte Kerzen, von denen der Kunde behauptete, sie brennen nicht, Teekannen mit intensivem Kalkrand und den schönsten Ornamenten aus Rotbuschtee, die garantiert noch nie benutzt wurden und dreiviertel leer gefutterte Bananenchipstüten, die total widerlich und ranzig schmeckten.
Doch dieser Anblick war Emma nun wirklich zuviel.
„Die Socken sind aber schon getragen, die kann ich ihnen nicht umtauschen“, erwiderte Emma, ohne den Blick von den vor ihr stehenden Allergieauslösern zu nehmen.
„Natürlich sind die getragen, sonst wüsste ich ja nicht, dass hier was reingemischt wurde.“
„Ich meine, die sind schon länger getragen“, entgegnete Emma und ließ das Paar nicht aus den Augen, weil sie vermutete, die Dinger könnten jeden Moment davon laufen.
„Sicher! So etwas merkt man nicht nach zwei-drei Tagen, ist doch logisch.“
„Entschuldigung, aber ich bin mir sicher, dass es nicht am Material liegt. Das ist... das war sicherlich hundert Prozent Alpaka.“
„Das ist unverschämt. Sie zweifeln daran, dass ich die Wahrheit sage? Sie beschuldigen mich auch noch eine Schlampe zu sein?“
„Nein, nein.“ Emma wurden die zwei fast zum Leben erweckten Strümpfe auf der Theke zunehmend unheimlicher, da mittlerweile ein dezenter Duft aufstieg. „Wenn die Teile schon zu Atmen beginnen, ist ihr erster Schritt nicht weit“, dachte Emma und appellierte:
„Bitte nehmen sie die Socken hier weg, bevor die hier „I´m singing in the rain“ steppen!
Ich kann die Ware in diesem Zustand nicht umtauschen, das müssen sie doch verstehen.“
„Das ist eine bodenlose Unverschämtheit. Ich werde mich über sie beschweren.“
Die Plattfüßlerin verstaute, die zu Hüttenschuhen mutierten, Teile vorsichtig im Plastiksack, weil sie wohl selbst befürchtete, dass sie einfach in der Mitte zerbrechen könnten und verließ schimpfend den Laden.
Etwa zwanzig Minuten später folgte dann Brettschneiders Anruf aus der Zentrale.
Nach der unnötigen Debatte dauerte es nicht lange, bis die Kundin wieder den Laden betrat.
„Hat sie ihr Chef schon informiert?“ Schnippte sie.
Emma nickte nur und gab der Zweibeinerin das Geld und den Gutschein. Die von Brettschneider geforderte Entschuldigung, blieb allerdings in Emmas Kehle verschlossen.
Als die Frau in die Schrumpeltüte fassen wollte, wehrte Emma sofort ab:
„Bitte nicht rausnehmen. Das ist schon gut so. Wenn sie die Tüte vielleicht gleich hier rein tun möchten?“
Emma hielt der Kundin einen leeren Pappkarton hin, auf dem mit rotem Textmarker stand:
Retoure.
Zu Händen Herrn Brettschneider.
Gruß Gene Kelly.

Samstag, 15. April 2006

Ganz in Weiß

Nichts ist reiner und unschuldiger, als Emmas strahlend weißer Kittel an einem Montagmorgen. Frisch gestärkt und so unglaublich faltenlos, wie es sich eine Frau nur wünschen kann. Ja, es ist ein besonderer Moment, wenn Emma sich morgens, kurz bevor die Pforten des Grauen sich öffnen, in ihr weißes Tuch wirft, um mit ihrem besten Kollegen, den eine polierte Glatze und funkelndes Silber im Ohr schmückt, um die Wette zu strahlen.
Dann ist nämlich jeder Groll und die Schmach der letzten Woche in den Tiefen des Vergessens versunken, und sie schreitet leichtfüßig dem Elend des Tages entgegen. Üblicherweise zeigt sich dieses, sichtlich durch achtundvierzig Stunden Pause gestärkt, schon in der ersten Stunde der jungfräulichen Arbeitswoche.
Wussten Sie eigentlich, dass der Genuss von Rote Beete Saft zu schlimmen Muskelschwund führt? Und Karottensaft das Kurzzeitgedächtnis negativ beeinflusst?
Anders ist es nicht zu erklären, warum es Menschen nach einer Roten-Rüben-Orgie nicht mehr gelingt, den Deckel wieder fest auf den Flaschenhals zu schrauben oder schon beim Verzehr geringer Mengen milchsauer vergorenem Möhrenelexier, total vergessen, dass es einmal einen Verschluss für die Karaffe gab.
Vielleicht wären diese Leiden durch mehrstündiges Ausharren an der Leergutrücknahme zu heilen. Aber diese Therapieform wird von keiner Kasse bezahlt und so wird es weiterhin hunderte von Kunden geben, die unter dieser degenerativen Krankheit leiden.
Schon der erste Stoffbeutel, der laut klappernd herübergereicht wird, ist mit seinem auffallenden ACE-Design eine Gefahr für Emmas weiße Unschuld. Dieser, einst chamois gefärbte Beutel, zeigt die deutlichen Spuren von vitaminreichen und Stoffwechsel aktivierenden Getränken und versprüht den Duft einer überreifen Obstplantage. Der Kunde wird sich hüten die Flaschen selbst aus der Tasche zu nehmen und reicht das Elend mit vornehmer Geste an Emma weiter.
Weißt Emmas Unterarm kurz danach das erste tiefrote Rinnsal auf, zeigt sich die geübte Kundin bestürzt und erkundigt sich besorgt danach, ob Emma denn verletzt sei.
Beruhigt, dass es sich nur um hundertdreißig Milliliter Rübenblut handelt, das mittlerweile im gestärkten Ärmelstoff versickert, wird der Blick dezent über die Schulter geworfen, um zu erkunden ob sie jemand als schlechte Hausfrau und Mutter entlarven könnte.
Ist der Rücken frei von unliebsamen Anstandsspionen, zeichnet sich eine elegante, von der Situation brüskierte Mine auf dem Kundengesicht ab, die sagen möchte:
„Wenn man auch so ungeschickt ist…“
Es gibt Tage, an denen Emma nach zwei Stunden, wie ein wandelnder Baumwollbeutel daher kommt und sich merklich unwohl fühlt, weil sie weiß, dass den meisten das Kunstverständnis für Batikarbeiten am lebenden Objekt fehlt, ob nun biologisch dynamisch oder konventionell, spielt dabei keine Rolle.
Bodypaintig ist voll angesagt aber Kittelart ist und bleibt Trash.
Viel praktischer wären wohl Overalls mit floralem Citrusdruck, kombiniert mit kniehohen Gummistiefeln aus Naturkautschuk. Zur perfekten Hygienesicherung könnte man lässig ein neongelbes Zitronennetz auf dem Kopf tragen, dann käme das Tatoo auf der Stirn: „ich bin ungeschickt“ auch gleich viel besser zur Geltung.

Montag, 10. April 2006

Das letzte Stündlein

Schon immer war Emma klar, dass sie sich irgendwann in dieser Situation wieder finden wird. Sie las so oft darüber, hörte davon in den Nachrichten oder verfolgte solche Fälle besorgt im Fernsehen.
Man gibt sich ja dem Irrglauben hin, dass so etwas immer nur den Anderen passiert. So lange ist alles weit weg und plötzlich wenn es in der näheren Umgebung geschieht, weiß man, es könnte einen auch selbst treffen. So regiert eben Habgier und Rache die Welt und letztendlich versteht man erst, was das bedeutet, wenn einem selbst der Boden unter den Füßen zu entschwinden droht.
Oft hat Emma darüber nachgedacht, wie sie dann wohl reagieren würde. Da sie noch nie zur Hasenfußfraktion gehörte, war sie immer davon überzeugt, sehr ruhig zu bleiben und bedacht zu handeln. Ja, in ihrer Phantasie hatte sie solche Situationen fast heldenhaft gemeistert und den Täter sogar überwältigen können. Zumindest war sich Emma sicher, dass sie durchaus Amazonenqualität besaß, wenn es um nervliche Stärke ging.
An einem Mittwochvormittag, der eigentlich keine besonderen Anzeichen aufwies, es könne etwas derartig unvorhergesehenes geschehen, musste Emma erkennen, dass zwischen Theorie und Praxis ein so großer Unterschied liegt, wie zwischen einem Heringsbrötchen und einer Sechskantschraube.
Sie hatte ihre Kassenschicht gerade begonnen und es war, wie meist am Mittwoch, noch nicht viel Betrieb. Die Kunden kamen Tröpfchen weise zum Zahlen und Emma nutzte die Zeit dazwischen, um Belege zu sortieren. Sie genoss die Ruhe und die Möglichkeit, einen Teil des Tages sitzend zu verbringen. Vertieft in das Abheften der sortierten Belege, drehte sie sich genüsslich auf dem Stuhl zurück in Kassierposition, weil sie das Herannahen eines Kunden hörte.
Noch bevor sie auf blickte begann sie den Satz, der eigentlich eine freundliche Begrüßung werden sollte. Den Kopf noch nicht ganz gehoben, erstarrten ihre Worte und Emma befand sich von einer Sekunde zur anderen, in großer Gefahr.
Vor Angst konnte sie ihre Beine nicht mehr spüren und war auch nicht in der Lage ihre Arme zu bewegen. Ihr schoss das Blut in den Kopf und fast schmerzhaft pochte es in ihrem Hals. Sie schmeckte Angst am Gaumen, die sie wie ein Blitz durchfuhr und ihr deutlich machte, wie sehr sie in Not ist. Kein Wort kam ihr über die Lippen und alles um sie herum erkannte Emma nur noch schemenhaft.
Ihr Gehirn versuchte verzweifelt die Situation zu begreifen, zu analysieren was im Moment geschieht, doch es war ihr unmöglich einen klaren Gedanken zu fassen.
Es war eine Frau, die dicht vor ihr stand und sie zwang in diesen hohlen Lauf zu blicken. Emmas Blick verharrte auf dem festen Griff dieser Hand, so dicht vor ihrem Gesicht. Sie sah jede der Adern, die prall hervortraten. Die Frau hatte die Waffe so fest umschlossen, dass die Nagelbette blutleer schienen. Emma konzentrierte sich jetzt nur noch auf den Zeigefinger der stramm am Abzug lag.
Wie lange dieser Moment dauerte kann Emma bis heute nicht sagen, aber für sie war es eine Ewigkeit bis der erste einigermaßen klare Gedanke kam:
„Die Kasse. Ich muss die Kasse öffnen, schnell. Einen Schlüssel ich brauche den Schlüssel.“
Emma hob die Hand, die die ganze Zeit über starr auf ihrem Oberschenkel lag, Richtung Kassenlade. Sie hielt den Kopf unverändert und bewegte sich auch sonst nicht. Ihre Finger tasteten vorsichtig am Schloss der Schublade, als sie sah, wie sich die Hand der fremden Frau leicht bewegte. Der Zeigefinger zuckte kurz und bewegte sich am Abzug.
Plötzlich rührte sich die Frau, die bis jetzt wortlos da stand und Emma schaute ihr nun zum ersten Mal ins Gesicht.
Nun bebte die Frau förmlich und fing an mit dem ausgestreckten Arm wild zu fuchteln. Sie sog mehrmals tief Luft ein und rang sichtbar nach den passenden Worten. Sie schien plötzlich unsicher zu werden, was Emma aus ihrer Starre befreite.
Die Täterin schaute auf ihre ausgestreckte Hand und deutete Emma immer wieder mit dem Kopf an, sie solle da hin sehen. Dann presste sie förmlich ihre Drohung raus:
„Hier, sehen sie das? Schauen sie genau hin.“
Die Frau geriet mehr und mehr in Rage und Emma nickte folgsam, während sie den Blick nicht von dieser Hand nahm. Der Finger am Abzug bewegte sich immer mehr und drohte wirklich abzudrücken.
„Hier, schauen sie, schauen sie ganz genau hin.“
Noch bestätigender nickte Emma und sah wie der Zeigerfinger den Abzug langsam entlang glitt.
„Bitte!“: brachte sie jetzt hervor
„Bitte, so nehmen sie doch das Ding da weg.“ Flehte Emma, und reflexartig bewegte sich ihr Arm nach oben, der die bewaffnete Hand etwas zur Seite schob.
Nun reagierte die Frau heftiger und sprudelte wie ein Wasserfall:
„Da passiert nichts. Gar nichts passiert hier. Sehen sie…..“
Die aufgebrachte Frau bebte und zitterte und drückte plötzlich ab.
Einmal, zweimal, dann immer wieder schnell hintereinander.
Emma schloss die Augen und hielt die Hände schützend vors Gesicht.
Doch es geschah nichts. Kein Laut, kein Schmerz, es geschah einfach nichts. Vorsichtig öffnete Emma die Augen und blickte wieder direkt in den blanken Lauf einer Dose Sprühsahne, die nicht einmal ein schüchternes „pffpff“ machte.

„Die habe ich gestern hier gekauft, weil ich Sahne wollte, für den Kuchen. Wissen sie wie peinlich das ist, wenn da der Besuch sitzt und man bekommt aus diesem Scheißding nichts, aber auch gar nichts raus?“

„Ja,“ stammelte Emma
„Ja das glaub ich ihnen, das muss schrecklich sein, aber bitte nehmen sie das Ding jetzt endlich runter bevor sie noch jemand damit verletzen….ähhhh ich meine benetzen, a also ich meine natürlich, falls das Teil eben doch noch, und überhaupt.“

Montag, 3. April 2006

Hindenburgs Vermächtnis

Einer ältere Dame, sehr gepflegt und vital, betrat den Laden mit forschem Schritt und steuerte zielbewusst auf Emma zu.
"Guten Tag. Ich möchte nur eine leere Flasche zurückbringen"
Sie kramte in ihrem nach Weichspüler duftenden Stoffbeutel, und reichte Emma eine leere Saftflasche.
Im Gegensatz zu der Dame, war die Flasche in einem weit aus schlechterem Zustand. Emma schaute verdutzt auf das Etikett und glaubte ihren Augen nicht zu trauen. Zwar war die Aufschrift nicht gerade in Sütterlin, aber sie erkannte sofort, dass sie eine solche Flasche wohl das letzte Mal in ihrer Konfirmandenzeit sah.
"Oh, diese Flasche ist aber....“
Mit dem Charme einer Generalswitwe unterbrach die Leergutfordernde:
"Diese Flasche ist von ihnen. Die habe ich erst kürzlich hier gekauft!"
Emma bewahrte Haltung und nahm das antike Stück entgegen:
"Jaaa, von uns ist sie zwar sicher nicht, denn der Laden existiert erst zehn Jahre, aber das ist kein Problem."
"Doch, doch, wenn ich ihnen das sage, ich kaufe meinen Saft ja immer hier!"
"Ist in Ordnung, sie bekommen ihr Pfand sofort zurück."
Emma tippte schnell die Leerguttaste und gab der Kundin, die sie noch nie zuvor gesehen hatte, 20 Cent Pfand auf die Hand, welche zackig ausgestreckt unter Emmas Nase schnellte.
Frau General schritt elegant nach einer militärischen Linksdrehung aus dem Laden.
Jetzt betrachtete Emma das Etikett der Flasche genauer. Der Inhalt war bis März 1985 haltbar.
Der längst feste und klebrige Staubbelag, lag wie eine stabile Hülle um die Flasche und hätte bei einem Sturz, sicherlich alle Scherben mühelos zusammen gehalten.
Dieser barocke Schutz war also ein beruhigendes Indiz dafür, dass der Kirschnektar noch vor dem Verfallsdatum zum Einsatz kam.
Amüsiert grinste Emma über die Tatsache, dass es immer wieder Situationen gibt, von denen man glaubt, dass sie nur der Phantasie eines Comidians entspringen können.
Das seltene Stück aus Glas landete nach 21 Jahren bei Emma. Eine Flasche für die damals kaum mehr als 10 Pfennige Pfand bezahlt wurden.
"Das nenne ich eine lukrative Geldanlage," dachte Emma und hofft darauf, dass Hindenburgs Mineralwasserkästen, nicht in irgendeinem Keller schlummern.
Gleich hier in Emmas Nähe.


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Heute im Angebot:

Juli 2013
Hallo, Tante Emma, die Hoffnung stirbt zuletzt. Nach...
Miko (Gast) - 19. Jul, 09:02
2013
Hallo Tante Emma, wir denken immer noch gerne an Sie....
Kermit (Gast) - 10. Jun, 21:08
Drüben
Meine dunkle Seite Ich war schon oft dort Weiß Welchen...
Jemand (Gast) - 22. Apr, 23:49
und wieder mal
habe ich mir die Geschichten durchgelesen, nur um festzustellen,...
tweety-one (Gast) - 19. Feb, 23:53
Büttebütte
Das letzte Mal haben wir von Tante Emma am 28.12.2008...
Miko (Gast) - 4. Mai, 09:24

Was darf's denn sein?

Geschäft eröffnet seit:

6604 Tagen
Letzte Abrechnung: 8. Jan, 14:33

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