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Vorgesetzte & Kollegen

Sonntag, 30. April 2006

Otto ist der Beste

„Ach Emma, sei nicht so eitel. Das geht gut so, lass halt einen Knopf auf.“
„Eitel? Ich bin nicht eitel aber ich seh aus wie das Michelinmännchen. Wenn es heut nicht so kalt wäre könnte ich den dicken Pullover ausziehen aber mit Nichts drunter sitz ich in einer Stunde als Ötzi an der Kasse.“
Emma hatte ihren Kittel vergessen und musste den einer unterentwickelten Kollegin tragen. Es ist nämlich untersagt ohne sauberen, weißen, bis nach oben zugeknöpften Mantel zu arbeiten. Schließlich muss man für den Kunden eindeutig erkennbar sein. Dabei darf natürlich das Namensschild mit Firmenlogo nicht fehlen. Trotz aller Uniformierung kommt es nicht selten vor, dass sich Kunden Emma vorsichtig nähern:
„Entschuldigung, gehören sie hier her, sind sie vom Haus?“
Emma fragt sich oft, sie albern sie sich noch verkleiden müsste, um auch für den kurzsichtigsten Kunden eindeutig erkennbar zu sein.
„Nein, nein. Ich bin Doktor Oetker persönlich und habe hier heute eine Quarkstrudelsprechstunde.“
„Ehrlich?“
Nein, das war nur ein kleiner Scherz, das Logo für das Namensschild hat mir mein Neffe aus der Werbung ausgeschnitten und das weiße Mäntelchen trage ich, um völlig unbehelligt an der Kasse vorbei zum Ausgang zu gelangen.“
Nach einer kleinen Überlegungspause lachte die Kundin:
„Mein Gott, das war wirklich eine dämliche Frage. Sie machen schon was mit, mit ihrer Kundschaft.“
Emma winkte ab und hütete sich davor aus dem Nähkästchen zu plaudern auch wenn die Kundin plötzlich sehr interessiert schien.
„Falls sie noch irgendwelche Fragen zum Quarkstrudel haben, sie finden mich an der Kasse.“

Für Emma ist es das Schönste, auf Kunden mit Humor zu treffen und so manchen hat sie schon für sich und ein herzhaftes Lachen gewinnen können. Andere hingegen sind absolut resistent gegen Zwerchfellkitzler und betrachten das Einkaufen wohl als sehr ernste Angelegenheit bei der nicht gelacht werden darf. Jeder Handgriff scheint wohl überlegt und das geringste Abweichen vom Einkaufszettel wird zu einem schwerwiegenden Problem.
Die meisten sind aber geborene Praktiker und erledigen den Einkauf quasi nebenbei. In Gedanken sind sie bei der Arbeit oder schon zu Hause und wenn man was vergisst, wird halt improvisiert.

Emma zupfte ständig an den Ärmeln des viel zu kleinen Kittels in der Hoffnung, das Material wäre gnädig und würde sich mit der Zeit noch etwas dehnen. Die gestärkte Baumwolle war jedoch zu keinem Kompromiss bereit und schnürte Emmas Blutzufuhr empfindlich ab. Bei jedem Griff nach einem Artikel, der übers Band glitt, erwartete sie gespannt den erlösenden Ratsch zwischen den Schulterblättern.
Der kalte Wind spielte mit der Eingangstür und lockte Emmas Blick immer wieder an, um ihn freundlich zu begrüßen.
Eine junge Frau machte sich das selbsttätige Öffnen der Tür gerne zu nutzen und huschte, mit dem Handy am Ohr und einer Babytragebox in der Armbeuge, in den Laden. Emmas „Grüß Gott“ plumpste zum hundertsten Mal an diesem Tag in den Schirmständer neben der Tür. Sie war sich sicher, dass kein Schirmständer der Welt so viel Ansprache hatte wie dieser verbeulte Blech-Otto, der bei schönem Wetter auf dem Kopf stand, damit er nicht als Abfalleimer missbraucht wird. Doch neben benutzten Papiertaschentüchern und anderen Ekligkeiten, fing Otto Blech so manches „Auf Wiedersehen“ auf, dass Emma vergeblich einem Kunden schenken wollte. Seine Beulen gaben ihm Persönlichkeit und Emma war irgendwie davon überzeugt, dass er sie versteht. Er hatte was von Wilson und Emma fühlte sich so manches Mal wie Tom Hanks in „Verschollen“.
Die Junge Mutter stellte die eiförmige Hosenscheißergondel neben Otto ab:
„Jürgen, das ist mir egal, du musst selbst schauen wie du zu Recht kommst, ich kann das nicht auch noch erledigen, ich hab wirklich genug um die Ohren.“
Sie eilte hektisch durch die Regale und klemmte sich verschiedene Artikel unter die Arme während sie laut telefonierte. Es war offenbar ein Gespräch mit einem Kollegen, der partout nicht kapierte, dass die frisch gebackene Mutter weder Zeit noch Energie übrig hatte, um sich ums Geschäft zu kümmern.
Der kleine Zwerg betrachtete geduldig Ottos Beulen und schmatzte laut an seinem Schnuller, der sicher ein Drittel des kleinen Gesichtchens verdeckte. Der Wind schob immer wieder die Tür auf und Otto war sichtlich bemüht dem kleinen Schutz zu bieten.
Emma schaute besorgt auf das Kleine und war froh als die Mutter an der Kasse aufkreuzte:
„Jürgen ich bin in einer halben Stunde da, solange musst du den Kunden noch aufhalten.“
Babygläschen purzelten aufs Band vor Emma, die jetzt besonders schnell tippte, um nicht nur Jürgen einen Gefallen zu tun.
„Das macht acht Euro fünfundzwanzig“ sagte Emma leise um das wichtige Telefonat nicht zu stören.
Die junge Frau gab ihr einen Zehner und deutete mit der Hand, dass sie den Rest behalten soll. Sie nickte Emma noch freundlich zu und griff die Tüte, die Emma schon gepackt hatte und war mit dem nächsten Windstoß draußen.
Otto und der Kleine schauten verdutzt zu Emma, die hinter der Kasse aufsprang und die Erlösung zwischen den Schulterblättern ignorierte als sie der Frau hinterher lief.
„Hallo! Ihr K….“
„Können sie behalten, der Rest ist für sie.“
„…..Kind“ murmelte Emma ins Leere, während die Kundin vom Parkplatz fuhr.
Der Rest ist für sie? Was sollte Emma mit einem Kind anfangen?
„Oh, verdammt das Kind“, schoss es ihr in den Kopf und sie eilte zurück in den Laden. Keuchend bedanke sich Emma bei Otto fürs Aufpassen und nahm den Kleinen Menschen hoch und stellte das Plastikei auf dem Band ab.
Keinen einzigen Mucks hatte das Kleine von sich gegeben und mit großen Augen starrte es nun Emma an.
„Kindchen, du bist viel zu brav. Weißt du wenn man immer laut schreit und quäkt, kann einen die Mami gar nicht vergessen.“
Das hätte Emma nicht sagen sollen. Jetzt fing der Zwerg nämlich jämmerlich zu Schreien an. Verzweifelt blickte Emma zu Otto, als könne er das Kind beruhigen. Schließlich kannten sich die Beiden länger.
Während Emma das kleine Menschlein durch leises Dutzi-Dutzi und Schaukeln beruhigen konnte, beobachtete Otto den Parkplatz.
Mit quietschenden Reifen eilte Jürgens Kollegin zurück.
„Oh mein Gott, ich hab es erst an der Kreuzung da vorne gemerkt.“
„Ich hab ihnen doch noch nach gerufen.“
„Und ich glaubte sie meinten das Geld, oh je, sie denken jetzt sicher ich wäre eine schreckliche Rabenmutter.“
„Es ist ja noch mal gut gegangen, dem Kleinen ist nichts passiert. Otto hat gut aufgepasst.“
„Otto?“
„Ja Otto. Otto Blech. Gelernter Kinderpfleger. Er arbeitet seit Jahren bei uns, als Schirmständer.“
Da klingelte das Handy der Kundin.
„Gehen sie ruhig ran, das ist sicher Jürgen, aber nehmen sie ihr Kind mit. Otto und ich haben nie ein Kind gewollt.“
Emma hielt Jürgens Kollegin die Tür auf und beobachtete wie sie diesmal mit Kind das Auto vom Parkplatz lenkte.
„Ach Otto, auf dich ist halt Verlass.“
Emma tätschelte ihn und fischte ihm liebevoll eine Bananenschale aus dem Schlund als sie sich über ihre plötzliche Bewegungsfreiheit wunderte.
Die Naht, des viel zu engen Kittels der Kollegin, war geplatzt.
„Weißt du Otto, irgendwie ist es nicht fair, dass du keinen Kittel tragen musst. Aber ein Namensschild, mein Lieber, das bekommst du von mir.“

Mittwoch, 29. März 2006

Gnome des Schreckens

Weiber sind Hyänen, und Emma würde lieber mit 20 Männern arbeiten, als mit 3 hormongeplagten Artgenossinnen.
Einzeln kann man jede prima zur besten Kollegin des Tages küren, aber sind mehr als zwei im Einsatz, oder wird eine zur Hüterin der Kartonagen ernannt, dann brennt die Luft spätestens 2 Stunden nach dem ersten Seufzen der Stechuhr.
Am allerschlimmsten sind jedoch die abgebrochenen Zwerginnen im viel zu langen weißen Kittel, die schon als Kind davon geträumt haben, dass wenn sie eines Tages mal groß sind, Herrscherin über ein ganzes Königreich zu sein.
Wenn es dann aus genetischen Gründen mit dem Großwerden nie geklappt hat und sie das aristokratische Herrschaftsgebiet, aus familiären Gründen, durch eine Supermarktfiliale ersetzen, ist das der kollegiale Supergau. Solch eine Filialleiterin kann ihre Mitarbeiter in den Wahnsinn treiben. Ist so eine, nach Anerkennung lechzende Furie gleichzeitig auch noch ständig overworked and underfucked, wird es für Emma, früher oder später, brenzlig. Eine gewisse Zeit gelingt es ihr dann noch, dieses unter Unentbehrlichkeitszwang leidende Geschwür, mit dem IQ einer Pampelmuse, zu ignorieren. Halten aber die Phasen an, in denen das Tagesgeschäft dazu benutzt wird, um persönliche Unzulänglichkeiten zu verschleiern, ist Emma wieder einmal am Überlegen ob sie nicht doch lieber nach einem Job bei der Cosa Nostra nachfragen sollte. Vielleicht als Capodecina oder einfach nur Soldati, in der Abteilung „Capo morti Fressalia“.

Oder doch zum Baumwollpflücken nach Alabama?

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Juli 2013
Hallo, Tante Emma, die Hoffnung stirbt zuletzt. Nach...
Miko (Gast) - 19. Jul, 09:02
2013
Hallo Tante Emma, wir denken immer noch gerne an Sie....
Kermit (Gast) - 10. Jun, 21:08
Drüben
Meine dunkle Seite Ich war schon oft dort Weiß Welchen...
Jemand (Gast) - 22. Apr, 23:49
und wieder mal
habe ich mir die Geschichten durchgelesen, nur um festzustellen,...
tweety-one (Gast) - 19. Feb, 23:53
Büttebütte
Das letzte Mal haben wir von Tante Emma am 28.12.2008...
Miko (Gast) - 4. Mai, 09:24

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