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Montag, 17. April 2006

Am Anfang war das Feuer

Es ist wie damals: man verlässt seine Höhle um Nahrung zu besorgen.
Immer noch gibt es die Jäger und die Sammler, die Fallensteller und die Abstauber. Nichts befriedigt den Urmenschen in uns so sehr, als mit reicher Beute zum gefräßigen Clan zurückzukehren.
Leider wird die erfolgreiche Nahrungsbeschaffung zum Erhalt der eigenen Art, nicht mehr so stark gewürdigt als zu der Zeit, als Neanderle noch wild mit der Keule umher schlug und sein Weib geschwind die Beeren vom Strauch zuppelte.
Doch in Situationen, in denen der lebenserhaltende Nachschub knapp wird, bricht in den meisten Menschen noch heute der animalische Trieb aus. Da zückt Walburga schon mal die Vogelgrippekeule wenn jemand versucht das letzte Hühnerbein aus der Kühlung zu nehmen.
„Ach, Sie nehmen H U H N?“
„Ja, tut mir leid, ist das letzte!“
„Ich esse das eh nicht, ist mir viel zu gefährlich, sie wissen doch Hühnerpest und so!“
Dieser vernichtende Schlag gegen das Verantwortungsbewusstsein einer guten Ehefrau und Mutter, lässt das nackte Bein wieder zurück gleiten.
Walburga tigert lauernd eine Ehrenrunde, um sich dann dem Wohl der Allgemeinheit zu opfern. Das Pestbein verschwindet unbemerkt unter Bio-Gemüse und wird mit Waidmannsstolz zur Kasse gegondelt.
Gerne werden auch die Überreste frischer Pflanzennahrung vernichtet, um die rivalisierenden Mitstreiter zu schwächen. Dazu werden rasch alle noch brauchbaren Tomaten vom Strauch gezupft und mit dem Fingernagel markiert. Darauf folgt dann das Ausbluten der Frucht, was für den Nächsten Sammler bedeutet: hier ist nichts mehr zu holen.
Immer beliebter wird die Erlegung der Beute im Voraus. Emma hat täglich mehrere Vorbestellungen für Brot, Backmischungen, Nudeln und jegliches andere Zeug. Nicht das in Emmas Prärie ständig der Notstand ausbricht, nein, es ist die geheime Angst leer auszugehen. Dieses Reservieren kommt einer Gebietsmarkierung gleich und gibt dem Kunden einfach ein Gefühl der Sicherheit. Schließlich hängen Menschleben davon ab.
Da ist es auch vollkommen nebensächlich, ob die gehüteten und vor Rivalen in Sicherheit gebrachten Waren, dann auch abgeholt werden. Nein, darum geht es nicht, dieses Verhaltensmuster dient lediglich zur Befriedigung des Hamstertriebes. Die Bevorratung wird aus der heimischen Höhle bis in die Wildnis ausgedehnt. Nur so kann Neanderle sich und seinen Clan durch einen langen Winter und einen trockenen Sommer bringen.
So räumt Emma täglich alles wieder zurück um es am folgenden Tag wieder in Verwahrung zu nehmen.
Fangfrische Ware wird jedoch unverkäuflich, denn hat der Jäger einmal die Witterung des Interesses eines Rivalen aufgenommen, wird er instinktiv dankend ablehnen.
Ein weiterer Grund für eine Reserve ist allerdings auch die Rangordnung.
Der Hirsch am Platz wird erst vom Rudel akzeptiert, wenn er laut röhrend seine Bestellung anfordert. Die unwissenden Kälbchen werden ihn bewundernd beobachten, wie er seine Beute, völlig ohne Anstrengung und Gewalt, davon trägt und ihn bald nachahmen.
So entsteht immer mehr der Eindruck, dass die Ressourcen des Jagdreviers schwinden und die Jagdtrieb wird neu entfacht.
So bleibt das natürlich Verhalten des Menschen erhalten und Emma fühlt sich ein bisschen wie eine Wildhüterin, die dafür sorgt, dass immer genügend Anreiz zum Jagen und Erlegen geboten ist.
So mag es der gemeine Kunde nicht, wenn in Schütten die Ware ordentlich geschlichtet ist.
In jeder Verkaufsschulung lernte Emma erneut, wie wichtig es ist, das „Finden-Erlebnis“ für Sammler künstlich zu schaffen. Auch Aktionsaufbauten, müssen grundsätzlich so strukturiert sein, dass die Anordnung rein zufällig wirkt. Eine Pyramide Raviolidosen sollte immer leicht und ganz natürlich in die Umgebung eingepasst werden. Nur so ist gewährleistet, dass der Kunde unbemerkt eine Dose entnehmen kann, ohne durch eine Lücke auf sich aufmerksam zu machen. Wäre dies der Fall, käme es zu einem unkontrollierten Kaufzwang der Rivalen, die instinktiv immer denselben Artikel möchten, wie ihr Kontrahent.
Am besten unterstützt man die Erhaltung des Urmenschen, indem man gut getarnt, also mitten im Weg, eine Palette neuer Ware stehen lässt. Emma löst dann nur an einer Ecke die Folie und schlitzt einige Kartons auf. Damit sich die Pheromone des Neuen gleichmäßig verteilen, wedelt sie unauffällig mit dem Lieferschein und entfernt sich dann vom Lockvogel.
Nur kurze Zeit später vernimmt sie dann das Brüllen der Stärksten und Kräftigsten:
„Frrrrrrrrrrrrrrrrrrrräulein? Was kosten denn die hier? Sind die Neu? „
Dieses Beute verheißende Lautgeben, lockt nun in atemberaubender Geschwindigkeit, die ganze Meute an, die nach dem ersten Biss in die Kehle kein Halten mehr kennt. Hemmungslos geben sie sich dem Trieb hin.
Manchmal wendet Emma auch die Grzimek-Taktik an, indem sie beim Einräumen laut ruft:
„Frau Fudderneit ! Soll ich die n e u e W a r e h i e r einräumen?“
Im Handumdrehen ist Emma dann von mindestens dreißig Prozent Einräumarbeit befreit und kann sich wieder auf ihren Hochsitz zurückziehen.

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