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Dem geschenkten Gaul…

Emma war nicht immer Fremdenführerin bei der Fress-Safari. Sie hatte auch schon das Vergnügen, in einem kleinen Laden eines Einkaufscenters ihre Studien zu machen, wo es ausschließlich Geschenkartikel gab.
Seither weist Emma ihren ganzen Bekanntenkreis darauf hin, lieber auf Glückwunschbeurkundungen zu sämtlichen Anlässen, zu verzichten.
Geben ist seliger als Nehmen, aber Reduziertes ist immer gut genug.
Unter diesem Motto erlebte Emma, wie Leute Dinge auswählen um anderen eine Freude zu machen. Nämlich total genervt und immer nach der Devise: nur ne Kleinigkeit, die wenig kostet, aber Hauptsache pompös verpackt.
So wurden einzelne Badekugeln zum Fünfzigsten verschenk, allerdings im Spankörbchen, mit Holzwolle ausgefüttert und Plastikblume am Griff. Das „made in Hong Kong" würde selbstverständlich abgepult werden. Es gibt nichts hilfloseres in der Kundenwelt, als einen Menschen, der nach einem passenden Geschenk sucht.
Heute hätte man die technischen Möglichkeiten, dem gekauften Geschenk eine Video-CD beizulegen, auf welcher der Beschenkte minutiös miterleben könnte, unter welchen Umständen, mit welchem körperlichen Einsatz und vor allem, mit welcher Freude, sein Geschenk erstanden wurde.
Selbstverständlich würde Emma den Silberling gerne ohne Wissen des Kunden produzieren und ihn - dezent verpackt - an den Jubilar senden. Dann wäre es nämlich eine gelungene Überraschung für beide Seiten.
Keine Angst, Emma hat bisher immer darauf verzichtet, um Ausschreitungen im Familienkreis nicht unnötig zu forcieren und Massaker unter Freunden und Bekannten zu vermeiden.
Klar ist jedoch, dass nichts schöner ist als das zu verschenken, was man auf keinen Fall selbst und auch kein Anderer haben wollte.
In Emmas schnuckeliger Geschenkboutique gab es immer eine Schnäppchenecke. Dort warteten Teetassen mit einem Sprung, Kerzenleuchter, die nicht mehr wussten in welche Richtung sie mal sollten, Duftsäckchen, denen der halbe Inhalt abhanden gekommen war und jede Menge anderer Sachen, die eben nur noch die Zweitschönsten waren. Doch wenn man eine qualitativ hochwertige Kerze möchte, aber nur den halben Preis dafür zahlen braucht, kann man doch ein paar Macken in Kauf nehmen.
So verfrachtete Emma täglich irgendwelche fast zu Bruch gegangene, oder versehentlich ausgepackte und von Kunden malträtierte Objekte, in ihr „Nimm mich mit“ Eckchen.
Kam ein Geschenksuchender in den Laden, war dies immer die erste Anlaufstelle. Die Wahl fiel dann logischerweise auf das Teil, das am wenigsten beschädigt war. Nun kam aber der eigentliche Akt der Verhandlung:
„Sie, Fräulein, kann man da am Preis noch was machen?“
„Tut mir leid, das haben wir doch schon reduziert.“
„Hmmm, ja, aber das ist hier ja schon ganz zerkratzt.“
„Ja, drum haben wir es ja im Preis gesenkt, und seinen Zweck erfüllt es ja auch mit den Schrammen.“
„Schon, aber es soll ein Geschenk sein. Das kann ich doch so unmöglich verschenken.“
„Nein, als Präsent macht es sich nicht mehr gut, da haben sie Recht.“
„Also machen sie da noch was am Preis?“
„Wie schon gesagt, das hab ich schon reduziert und durch eine weitere Preissenkung wird das Teil seine Macken auch nicht verlieren.“
„Das ist jetzt aber unverschämt und überhaupt nicht kundenfreundlich.“
„Schauen sie, hier haben wir noch jede Menge davon, die sind alle top in Ordnung, ein schönes Präsent wäre das, ich verpacke es ihnen auch gerne hübsch.“
„Pfff, die kosten ja gleich das Doppelte. Kann man da am Preis was machen?“
„Nun, wir können etwas mit dem Hammer drauf klopfen bis die Lackierung absplittert und es dann reduzieren.“
Diesen Satz hätte sich Emma sparen sollen, denn damit brachte sie die Kundin auf eine prima Idee:
Erst verschwand die Kundin mit der Bemerkung, sie müsse sich das noch mal überlegen, aus dem Laden. Etwa eine halbe Stunde später, tauchte die Frau im mittlerweile gut besuchten Geschäft wieder auf. Unauffällig verschwand sie im Gewusel der Suchenden, um nach einigen Minuten mit dem zuvor heiß begehrten Stück an der Kasse aufzutauchen.
Emma hatte Mittagspause und hielt sich im kleinen, an den Laden grenzenden, Lagerraum auf. Durch den Türspalt konnte sie das Geschehen an der Kasse mitverfolgen.
„Sie Fräulein, schauen sie mal. Das ist hier unten etwas zerkratzt.“
„Zeigen sie mal her.“ Erwiderte Emmas Kollegin und blickte fachmännisch auf die Unterseite des Stückes.
„Hmmm, ich weiß nicht, schlimm sieht es nicht aus, aber ich schau mal ob wir noch ein anderes haben.“
„Haben sie nicht, das ist das letzte, die anderen sind alle in blau.“
„Achso, aber die anderen wären alle ohne Spuren und sind doch auch schön.“
„Nein, ich brauche genau dieses hier, es ist schließlich ein Geschenk, und meine Schwägerin mag kein Blau.“
Emma drückte vor Wut die Leberwurst aus ihrem Brötchen und wäre am liebsten in den Laden gesprungen. Da ihr aber dann doch ihr Mittagstisch wichtiger war, lauschte sie weiterhin der Szenerie.
„Kann man da am Preis was machen?“
„Ähmm, also, die Chefin ist gerade in der Pause, ich weiß nicht recht….“
Von der aufdringlichen, langsam pampig werdenden Kundin eingeschüchtert, gab Emmas Kollegin damals 20 % Rabatt auf diesen Artikel.
Natürlich sollte sie das Stück noch schön verpacken. Es gab mit dem Firmenlogo bedrucktes Geschenkpapier, was die Kundin wild fuchtelnd sofort ablehnte.
„Könnten sie mir das bitte in dieses Papier einpacken?“
Die Frau zückte einen Bogen Geschenkfolie aus einer ihrer Tüten. Es war das ebenfalls mit Firmenlogo bedruckte Papier unserer Konkurrenz: „Edel & Fein – Geschenke von Herzen“.
Das hörte sich natürlich besser an als:“Emmas Fundgrube“.
Ein Leberwurstbrötchen später, ging Emma an das Regal, aus dem die raffinierte Schwägerin die Ware nahm, und fand an einer scharfen Kante eines blauen Exemplars doch tatsächlich kleine aufgerollte Farbwürste des vorhin verkauften und reduzierten Stückes.
Emma Watson war stinksauer und wäre sicher noch heute mit ihrer Kollegin verfeindet, hätte diese nicht beim Verpacken, den Aufkleber „Sonderpreis in Emmas Fundgrube“, auf die Unterseite geschmuggelt.

Dem geschenkten Gaul sollte man ab und zu doch mal ins Maul schauen.
In diesem Sinne: Happy Anniversary!
haudujudu - 6. Apr, 15:03

Tante Emmas guter Gönner

Liebe Emma,
wat bistu blos für ne kluge Frau! Also ährlich, so richtig eine zum Kaputtlachen!
Aber wetten, dass du nich deinen guten Gönner kennen tust?
Dat bin nemmich ich.
Wie immerzu im richtigen Leben hab ich grad forhin wieder 38 winzigkleine gute Biokartöffelchen heimgeschleppt mit eine faule mittendrin.
Weisse, wie mir dat stinkt?
Oda neulich:Quaakbehälter mit Haarriss.
Oda die Plätzkes aus 10 000 Krümeln.
Un nu kommt dat richtig Gute:( un dat daafse nich Faulheit nennen tun! dat sind meine Gut-Charakter-Saiten, dat ich dat alles unter Pech abbuchen tu und nie nich reklamier bei dich!)
Denn die ganze Waarheit is:
ICH bin dein guter Gönner!

Tante Emma rechnet ab - 6. Apr, 15:37

Ah, jetzt fällt der Groschen. Sie sind die Frau mit Brille aus Glasbaustein! Klar doch, ich erinnere mich, sie kommen immer kurz vor Ladenschluß. Tut mir leid Frau Gönner, das waren letztes mal keine kleine Kartöffelchen, das waren Steinchampignons und da war wohl ne Stinkmorchel dazwischen gekullert. Und dass sie nichts vom Leergutrolli nehmen sollen hat ihnen meine Kollegin auch schon gesagt, weil da doch immer die leeren und kaputten Pfandbhälter stehen.
Das mit den Keksen tut mir leid aber sie sagten sie wollen Semmelbrösel.....
Aber egal, ich freu mich immer über solch angenehme Kundschaft
:-)
haudujudu (Gast) - 6. Apr, 18:17

He, Stinkmorchel!?
Gehört in Pfanne gehaun!?

Tante Emma rechnet ab - 6. Apr, 18:27

Jaha, mit Ei drüber, rumrühr´n, feddig!
honigsaum - 6. Apr, 20:53

Das sind dann alles die Dinge, die man beim nächsten Wichteln wieder gewinnt.
Dann doch besser nur ein einzelnes Blümchen!

Tante Emma rechnet ab - 6. Apr, 22:40

Ja genau. Ich lob mir da ein paar Blümchen, am besten von einer Wiese oder vom Nachbarn geklaut ;-)
Redhead - 6. Apr, 23:52

Das is ja dann wohl ma' ne echt gute Idee...

Eine einzelne Badekugel im Spankörbchen. Zum Fünfzigsten!Das werde ich mir merken
Ich meine, das hat was. Vor allem bei Leuten, die schon soviel von allem haben, dass man nicht mehr weiss, was man ihnen noch dazu schenken soll. Das hat Stil, das hat Flair, das ist so extravagant...
das ist ja wohl voll das minimalistische Geschenk...
*begeistert bin*
ähm...gibt es das auch mit 5ml Duschgel in der Geschenktüte? Für wo nicht gern baden tut?

Dirk Frieborg (Gast) - 21. Aug, 23:34

Geniale Taktik

...mit dem "Sonderpreis aus Emmas Fundgrube".

Dies Kundin dürfte jedoch zum letzten Mal dagewesen sein. – Ist aber auch nicht schade drum!

Immer nur das Beste, aber zum kleinsten Preis – das geht nun mal nicht.

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Was darf's denn sein?

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Letzte Abrechnung: 8. Jan, 14:33

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