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Mittwoch, 22. März 2006

Fortbildung mit Fisch

Schlagfertigkeit ist eine von Emmas größten Stärken. Leider ist diese Eigenschaft beim Umgang mit Kunden nicht immer das gelbe vom Ei. Am Tag könnte sie sich manchmal mehrmals die Zunge dafür abbeißen, dass ihr die eigens dafür antrainierte und selbstentwickelte, „Kugelfischmethode“ mal wieder nicht gelungen ist.
Bei dieser Methode schnappt man sofort mindestens dreimal nach Luft, hüstelt gekonnt und glaubwürdig und simuliert eine kleine, spontan auftretende Atemnot, bevor man auch nur ein einziges Wort spricht.
Ein misslungener Einsatz dieser zwar sehr maritimen, aber nicht gerade eleganten Sprachverzögerungstaktik, eröffnete heute Emmas Tag.
Eine eindeutig von den Wechseljahren gebeutelte Schokoladenhamsterkäuferin kam im Stechschritt auf die Kasse zu, wo sie bereits von Emma erwartet wird.
10 Tafeln „Knacknuß in feinstem Schmelz“ aus dem Tagesangebot, purzeln auf das Band.
Angebotsware kann Emma nicht über den Scanner ziehen und muss nun eine 14-stellige Nummer eingeben. Mit den Gedanken im Lager, wo ein umgekippter Sauerkrauteimer auf sie wartet, vertippt sie sich gleich zweimal hintereinander. Doch schon in der nächsten Sekunde hat sie ihre Eingabe korrekt mit der Entertaste ins Umsatznirwana geschickt.
„Macht 8 Euro und 50 Cent, bitte“
Herablassend blickt die Kundin erst stumm dann hämisch wetternd :
“ Das hab ich ja im Kopf zehnmal schneller ausgerecht als sie mit ihrer Maschine hier“, auf das bereits abgezählte Geld neben dem Kassenteller.
Jetzt wäre genau der Moment für die Kugelfischtaktik gewesen, aber der lauernde Sauerkrauteimer hat Emma aus ihrem Gleichgewicht gebracht.
„Prima. Und wie viel Mehrwertsteuer haben sie herausbekommen? „
Autsch, verdammter Kugelfisch, schießt es Emma durch den Kopf.
Möglicherweise wäre die Situation noch zu retten gewesen, hätte sie wenigstens ihr schelmisches Grinsen unter Kontrolle gehabt.

Dieser Tag stand eindeutig unter dem Zeichen des Fisches.
Am Nachmittag fuhr Emma in die Stadt um an einem Produktseminar eines Nahrungsergänzungsmittelherstellers teilzunehmen. Der überhitzte und schlecht belüftete Seminarraum roch nach einer Mischung aus Hustensaft, Schwarzkümmelöl und Menthol.
Solche Termine sind immer eine willkommene Abwechslung und es gibt jede Menge Artikelmuster zum Probieren. Da wird regelmäßig gesalbt und geschluckt was das Zeug hält. Großzügig, wie solche Hersteller denen gegenüber sind, die ihre Mittelchen unters Volk bringen sollen, gibt es auch meist ein leckeres Büffet.
Heute gab es allerdings rein gar nichts was Emmas Geschmacksnerven gereizt hätte. Im Gegenteil, Fischbrötchen in allen Variationen zierten das Büffet. Will man Emma ärgern und zu hastigen Bewegungen zwingen, dann muss man ihr nur mit Rollmöpsen oder quitschrotem Kunstlachs drohen.
Mit einer Tasse schwarzem Kaffee flüchtete sie an ihren Platz, den sie sich am äußersten Ende der langen Tafel schon reserviert hatte. Da eh alle immer ganz vorne am Geschehen sitzen wollen, hatte sie gute Chancen nicht zwischen zwei Kolleginnen zu geraten, die sich unaufhörlich darüber unterhalten, was es doch für ein Martyrium ist einen passenden Stabsaugerbeutel zu kaufen.
Doch weit gefehlt. Als die Referentin gerade mit ihrer Begrüßung begann, huschte eine Teilnehmerin mit voll gepacktem Teller an der Wand entlang ganz nach hinten und setzte sich prompt neben Emma.
Dies allein wäre noch keine Katastrophe gewesen. Doch trotz der medizinisch geschwängerten Luft, zog Emma eine Duftwolke stinkenden Meeresgetiers beinahe einen Mittescheitel ins Haupthaar.
Um dem Vortrag folgen zu können musste Emma den Blick nach links wenden und kam so in den vollen Genuss, zuzuschauen wie jemand eine halbtote Robbe mit Zwiebelringen verschlingt.
Erst das spätere kollektive Nasensalbentesten brachte, wenigsten geruchlich, Erleichterung. Die kleinen Tuben mit Salbe für angegriffene Schleimhäute, wurden von der Referentin mit dem Hinweis, dass die Muster zwar schon von unseren Vorgängern getestet wurden, aber niemand damit Salbe direkt in die Nase eingeführt habe, weiter gereicht.
Emma konnte kaum erwarten bis das erste Tübchen bei ihr angelangt war und nahm - reichlich.

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habe ich mir die Geschichten durchgelesen, nur um festzustellen,...
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Das letzte Mal haben wir von Tante Emma am 28.12.2008...
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